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Angst vor Entfernung
stand Karriere im Weg

»Sport ist mein Leben«: Manfred Ewers »zu sesshaft«

Von Mario Lüke
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Sport ist mein Leben« heißt die Serie, in der das WESTFALEN-BLATT Sportlerinnen und Sportler dieser Stadt vorstellt, die in ihren Sportarten Besonderes leisten oder geleistet haben. In der 32. Folge berichten wir über Manfred Ewers aus Schloß Holte-Stukenbrock, heute noch Spieler in der Traditionsmannschaft des DSC Arminia Bielefeld.

Fußballer, die irgendwann den Sprung in den bezahlten Sport geschafft haben, findet man auch in der Region Ostwestfalen-Lippe in Verbands- und Oberligamannschaften wieder. Nur wenige von ihnen haben aber im Laufe ihrer Karriere die Möglichkeit, schließlich auch in den professionellen Bereich zu wechseln. Manfred Ewers aus Schloß Holte-Stukenbrock hätte das große Ziel erreichen können, vor etlichen Jahren entschied sich der heute 47-Jährige aber gegen die Bundesliga.
»Manni« Ewers kickte in der Jugendzeit zunächst jahrelang beim VfB Schloß Holte, bevor er sich schließlich zu einem Wechsel zum Westfalenligisten DJK Gütersloh entschloss. »Ich habe schon damals im rechten Mittelfeld agiert und gehörte in der Truppe schon zu den Leistungsträgern«, erklärt Ewers. Zwei Jahre Fußball in der höchsten deutschen Fußball-Juniorenklasse - die Unterschiede bekam er früh zu spüren. Denn viermal in der Woche zu trainieren und noch zum Spiel am Wochenende reisen - diesen Stress kannte der gelernte Dreher nicht.
»Ich hatte immer Glück, dass meine Arbeitgeber mich auf ganzer Linie unterstützt haben, sonst wäre es sehr schwer geworden, das alles durchzuziehen.« Doch besonders an längst vergangene Zeiten erinnert sich Ewers gerne: »Ich habe mit so manchen Nationalspielern zusammen gekickt. Einmal durften wir vor 1 200 Zuschauern in der A-Jugend gegen Schalke 04 antreten, das war ein wahnsinniges Gefühl.«
Seine konditionelle Stärke und sein Blick für die Mitspieler überzeugte die Gütersloher, die Ende der 70er-Jahre mit dem SVA zum FC Gütersloh fusionierten, so dass sie dem kleinen Außenbahn-Flitzer einen Profivertrag anboten. Das Team aus der Kreisstadt stieg zwar ab, doch »Manni« agierte trotz allem gemeinsam mit sportlichen Größen wie Karl-Heinz Rummenigges Bruder Wolfgang in der Amateuroberliga. Der auch heute noch aktive Ewers spielte sich insbesondere durch die Westdeutsche Auswahl gemeinsam mit Thomas von Heesen und Norbert Dickel in die Herzen der Beobachter, so dass Angebote aus der ersten Fußball-Bundesliga nicht lange auf sich warten ließen. Das »Konditionswunder« hatte Offerten von Borussia Mönchengladbach und Kickers Offenbach und hätte sogar für ein halbes Jahr in Saudi-Arabien an das runde Leder treten können.
Das seiner Meinung nach attraktivste Angebot kam jedoch vom damaligen Tabellenführer der Zweiten Liga, dem Karlsruher SC, die das Talent des damaligen Youngsters in der DFB-Pokalpartie gegen den FC Gütersloh erkannt hatten. Trotz Anratens seines damaligen Trainers und Förderers Gerd Roggensack erteilte Ewers den Top-Teams Deutschlands allesamt Absagen. »Ein Riesenfehler«, wie der immer noch schlanke Kicker zugibt. »Ich bin mir sicher, dass ich es damals geschafft hätte, das Können hatte ich. Ich war aber einfach zu sesshaft, hatte Angst vor der Entfernung«, gibt er zu. Sein langjähriger Weggefährte Heribert Bruchhagen sei dagegen heute noch »dick im Geschäft«.
Manfred Ewers, dessen Name bei den damals in der Presse veröffentlichten Leistungsbarometern immer weit oben stand, war weiterhin für das Ausschalten des gegnerischen Spielmachers zuständig, auch, als er schließlich zum Rivalen SC Verl wechselte. Unter Fritz Grösche, zuletzt Übungsleiter beim FC Gütersloh 2000, stieg der Schloß Holte-Stukenbrocker aus der Verbandsliga auf und trainierte anschließend unter Dieter Brei. »Ihm habe ich viel zu verdanken. Ich habe ihn als Coach gemocht, weil er mit der Truppe eben nicht nur stur durch den Wald gelaufen ist, sondern immer ein besonderes Augenmerk auf den Umgang mit dem Ball gelegt hat.«
Mit Günther Rybarczyk als Trainer, heute beim Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn 07 integriert, zeigte sich Manfred Ewers jedoch nicht sehr zufrieden und kehrte schnell - aber für nur ein Jahr - zurück zum VfB. »Nichts gegen den VfB, aber auf einmal stand das Feiern wieder im Vordergrund. Daran musste ich mich erst gewöhnen«, so Ewers, der anschließend seine Karriere bei den Altherren des SC Verl ausklingen ließ. »Zu Beginn musste ich sogar das ein oder andere Mal in der ersten Mannschaft aushelfen«, sagt der 47-Jährige, der sich heute mit Laufen und Radfahren fit hält und in 197 Begegnungen mittlerweile 225 Tore geschossen hat.
»Es ist schade, dass ich damals nicht in den Profibereich gewechselt bin«, trauert Manfred Ewers seinen vertanen Chance immer noch hinterher, versucht aber, aus der Gegenwart das Beste zu machen. Gemeinsam mit ehemaligen Größen wie Stefan Studtrucker, Thomas Stratos oder Detlef Schnier agiert Ewers in der Traditionsmannschaft des DSC Arminia Bielefeld und kickt für einen guten Zweck. »Mit dem geliebten Sport noch anderen Menschen zu helfen, ist doch etwas Wunderbares«, betont Manfred Ewers.

Artikel vom 11.06.2005