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Hühnergeschrei
im Rathauskeller

Spielfreudiges Ensemble »Da Capo«

Brakel (WB). Der Brakeler Rathauskeller mausert sich mehr und mehr zum Geheimtipp für kleine, exquisite Kammermusik des Brakeler Kulturringes. Zu Gast war jetzt das Brakeler Blockflötenensemble »Da Capo«, das sein Konzert unter das Motto »Tanz, Theater und Tafel« gestellt hatte.

Wohl selten war der Rathauskeller so voll wie bei diesem Konzert. Zusätzliche Stühle mussten herbeigetragen werden, um dem Publikumsandrang Herr zu werden. Die zahlreichen Besucher erlebten ein außergewöhnliches Konzert in mehrfacher Hinsicht. Haben Sie schon einmal Hühnergeschrei und den Ruf des Hahnes so perfekt imitiert und mit Spaß gehört? Der Rathauskeller mag, wenn er reden könnte, dies bestätigen, befand sich doch hier über Jahrhunderte der Ratskeller, in dem vielleicht manches Huhn oder mancher Hahn zur Gaumenfreude der Ratsschenkengäste sein Leben lassen musste bzw. der Hahn triumphierend am Morgen seinen Ruf ertönen ließ.
Die Zuhörer, unter ihnen auch einige Kinder, amüsierten sich köstlich bei der Canzon Alessandro Poglietti, der im 17. Jahrhundert seine Erlebnisse auf einem Hühnerhof in Musik umsetzte. »Da Capo« bewies hier Witz und Spielfreude, die auch bei den anderen Werken des Abends anzutreffen waren. Seien es die Sätze aus Bachs Orchestersuiten oder Händels Wassermusik oder Purcells »Fairy Queen«: Gerade die barocken Werke wurden erst durch die gekonnte Phrasierung der vier Musikerinnen so lebendig wie an diesem Abend.
Dass man mit der Flöte mehr machen kann, als »nur« hineinzublasen, zeigten Elisabeth Ester, Brigitte Josten, Ute Schumacher und Maria Zymner gerade bei den modernen Stücken. Hervorgehoben sei hier nur »Hinter den sieben Bergen« von Holger Hoffmann. Dieser beschrieb in seinem Werk seine Reisen mit den Eltern ins Leinetal, die ihm als Kind vom Traumland dort erzählten. Hoffmann packte seither immer wieder das Fernweh nach dem Traumland und ließ es musikalisch wieder erstehen. So konnten die Zuhörer deutlich erkennen, wie ein Zug vorbeifuhr, im letzten Stück wies Hoffmann an, das die in einigen Passagen die Töne angestoßen und in die Instrumente hineingesungen werden müssen. Die Umsetzung dieser sicher nicht einfachen Anweisungen gelang »Da Capo« so gut, dass ein langer Applaus der Zuhörer folgte.
Diese Mischung, barocke bis moderne Musik kam beim Brakeler Publikum hervorragend an. Als Zugabe folgte das heimliche Lieblingsstück der Zuhörer: das »Henner- und Hannergeschrei« von Poblietti. Der Hahn hatte das letzte Wort des Abends. Die Zuhörer vernahmen es mit Vergnügen und belohnten die vier Musikerinnen mit viel Applaus und Anerkennung.

Artikel vom 11.06.2005