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Wegen der Liebe zum Jazz verfolgt

Theateraufführung im Gymnasium

Vlotho (dt). Die Schülerinnen und Schüler des Weser-Gymnasiums (WGV) durften sich gestern über einen Theaterauftritt freuen. Das »Wu Wei Theater« aus Frankfurt war angereist, um das Stück »Der Jazzdirigent« aufzuführen.

Die Vorstellung in der fünften und sechsten Stunde richtete sich an die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen neun, zehn und zwölf. Das Stück von Wolfgang Sréter präsentierten die drei Schauspieler im Rahmen der Ausstellung »Anne Frank - ein Mädchen aus Deutschland«, die zurzeit im Kreishaus in Herford gezeigt wird.
Es handelt von Sréters Onkel, Paul Weissenburger, der 1944 in Budapest in eine Widerstandsgruppe gegen Nazis gerät. Jedoch weniger aus politischen Zielen, sondern mehr aus der Liebe zum verbotenen Jazz, der damals zu einer Macht des Bösen erklärt wurde. Er träumt davon, sich nach Amerika einzuschiffen und dort ein berühmter Jazzdirigent zu werden.
Es ist eine Geschichte eines Menschen, der unscheinbar und nicht bewusst entgegen seiner Zeit lebt. In einer Zeit, in der es ums nackte Überleben geht, träumt Weissenburger vom Glamour großer Hotelpaläste und von einem brillanten, perfekt swingenden Orchester. Der Orchesterklang ist für ihn eine Imagination des Traums von der Freiheit.
Erzählt wird die Geschichte von einem Neffen des Onkels, Andreas Wellano, sowie der Sängerin Angelika Sieburg und der Pianistin Elisabeth Süßer. Zusammen zeigen sie in dem Drei-Personen-Stück mit Live-Musik, was mit dem »Onkel Pali« geschieht.
Gerade weil der Widerstand nicht aus einem heroischen Gebaren hergeleitet wird, sondern daraus, dass ein kleiner Alltagsmensch schlichtweg seinen Traum nicht aufgeben will, ergeben sich neue Interpretationsansätze in der Auseinandersetzung mit dem Thema »Erinnern«. Nicht nur für Erwachsene, sondern besonders für Jugendliche.

Artikel vom 10.06.2005