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Von Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi

Das Wort zum Sonntag


Willst du mit mir gehen? Ja. Nein. Vielleicht.« Solche und ähnliche Zettelchen machen unter Jugendlichen in einem gewissen Alter die Runde. Ich kann nur vermuten, was wohl die häufigste Antwort ist. Nach meiner Einschätzung wird das »Vielleicht« die meisten Liebhaber finden. Damit hält man sich ein Hintertürchen offen, legt sich nicht fest. Und außerdem: Der oder die Werbende ist nun am Zug. Die Entscheidung liegt woanders: Lohnt sich das Werben oder lass ich es lieber gleich und wende mich jemand anders zu?
So wie das Leben selbst aufregend und spannend ist, so spiegelt es sich in dieser wohl wichtigsten Frage von Jugendlichen wider. Immer wieder werden wir vor Entscheidungen gestellt. Und in den vergangenen Wochen haben viele Brautpaare für sich die Frage nach dem »Miteinander durchs Leben gehen« mit einem klaren Ja beantwortet. Ob sie wohl wissen oder ahnen, was das bedeutet?
Manche wissen es sicher, denn sie haben vielleicht schon Erfahrungen hinter sich. Andere planen die Hochzeit bis ins kleinste Detail und denken über das, was in den Jahren danach kommt, nicht weiter nach. Wieder andere haben es sich lange überlegt, ob sie Ja sagen sollen, denn man kennt so viele gescheiterte Beziehungen. Nicht nur in Liebesdingen gilt es, ein klares Ja oder Nein zu sagen. Mit einem »Vielleicht« kommen wir da nicht weit. Zögern und Zaudern sind nur dann angesagt, wenn man noch ein wenig umworben werden möchte. Und das tut gut. Aber irgendwann sollte es eine Entscheidung geben. Sonst entscheidet jemand anders und zwar so, wie wir es nicht gewollt haben.
So ist es in allen Dingen des Lebens. Ein klares Nein oder Ja kann das Leben erleichtern. Das schafft Verbindlichkeit. Da weiß man, wo man dran ist. Für einen selbst kann das ständige Hin und Her eine Last sein. Eine Entscheidung, die ich vor mir her schiebe, wird zu einem immer schwerer überwindbaren Berg, je länger er geschoben wird. Was natürlich nicht heißen soll, dass Entscheidungen nicht auch gut überlegt sein wollen. Schnellschüsse bei Entscheidungen sind ebenso hinderlich wie eine Wackelpolitik, in der keiner weiß, womit denn nun zu rechnen ist.
In der Bibel heißt es: »Eure Rede sei Ja, Ja, oder Nein, Nein.« Im Matthäus-Evangelium wird das zwar im Zusammenhang damit gesagt, dass wir als Christen uns an die Wahrheit halten sollen und damit das Schwören überflüssig ist. Es kann aber auch in dem Sinne verstanden werden, dass wir als Christen uns nicht hinter einem Vielleicht verstecken sollen. Eindeutigkeit und Verbindlichkeit sind angesagt. In einem Sprichwort der Indianer heißt es: »Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steige ab.« Eine klare Ansage und die einzig mögliche Entscheidung, wenn man vorwärts kommen möchte. Solche Eindeutigkeit und Verbindlichkeit wünsche ich mir viel öfter im täglichen Zusammenleben.

Artikel vom 11.06.2005