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Weniger Wirrwarr wäre wünschenswert

Öffnungszeiten in der Kritik: Salzkottener Kunden wollen mehr Einheit

Von Marion Neesen (Text und Fotos)
Salzkotten (WV). Unzeitgemäße Präsentation der Ladengeschäfte -ĂŠAusrichtung auf ein Kundenverhalten, das zurückliegenden Zeiträumen entspricht. Was der Diplom-Ökonom Michael Giese bei der Vorstellung seines Einzelhandelsgutachtens die Salzkottener Kaufleute noch vorsichtig durch die Blume wissen ließ, ist bei genauer Betrachtung harsche Kritik. Langweilige Warenpräsentation und altmodische Öffnungszeiten, so könnte das Ergebnis des Gutachtens auch lauten.

Insbesondere die Öffnungszeiten waren dem Gutachter der BBE ein Dorn im Auge. So hat er etwa in einem Mietobjekt drei unterschiedliche Öffnungszeiten entdeckt. Das sei kundenunfreundlich. Für völlig unzeitgemäß hielt er, dass 70 Prozent der Geschäfte in der Innenstadt über Mittag geschlossen haben.
Den Bürgern in Salzkotten geht offensichtlich besonders gegen den Strich, dass die Öffnungszeiten unterschiedlich sind. »Ich finde die Öffnungszeiten in Salzkotten ausreichend. Man muss auch mal an die Menschen denken, die in den Geschäften arbeiten und auch irgendwann mal einkaufen müssen,« sagt etwa Richard Streicher (65), »doch die Öffnungszeiten sollten einheitlich sein, im Moment ist das in Salzkotten doch ein ziemliches Gewurschtel. So etwas sollte man über den Verkehrsverein doch lösen können.« Dass Geschäfte über Mittag schließen, sei für ihn kein Problem, denn die großen Läden hätten ja geöffnet.
Annette Bauer findet es hingegen veraltet, dass über Mittag geschlossen wird. »Aber sonst bin ich mit den Öffnungszeiten zufrieden, für mich ist ausreichend geöffnet«, sagt die Salzkottenerin.
Monika Wieseler aus Oberntudorf bringt Verständnis für die kleinen Geschäfte auf, die ja weniger Mitarbeiter hätten und für die eine Öffnung über Mittag sicherlich kostspielig wäre. »Ärgerlich ist es zwar schon, wenn man zum Beispiel gerade dringend etwas vom Optiker braucht. Aber das passiert ja auch nicht jeden Tag«, so die 43-jährige Kaufmännische Angestellte.
Josef Hoffmeister (UWS) erinnerte nach der Vorstellung des Gutachtens in der jüngsten Ratssitzung daran, dass längere Öffnungszeiten natürlich auch kostenintensiv seien. Und auch Umbaumaßnahmen brächten kaum weitere Kunden. Der Ratsherr und Geschäftsmann glaubt, dass die Probleme nur langfristig zu lösen seien. Viel Neues konnte indes Horst Neumann (SPD) dem Gutachten nicht abgewinnen. Die Probleme seien längst bekannt und auch schon in vorherigen Gutachten dargestellt worden. Jetzt gehe es darum, einen aktiven Dialog mit den Händlern zu organisieren. Dem stimmte Diethelm Krause (CDU) zu. Die Schwachpunkte seien bekannt, nun dürfe man aber nicht stehen bleiben und müsse die Kaufmannschaft entsprechend motivieren.
Enttäuscht zeigte sich die Salzkottener FDP über das Einzelhandelsgutachten. »Das Gutachten ist nichts weiter als alter Wein in neuen Schläuchen. Die aufgezeigten Probleme sind seit langem bekannt«, so der Fraktionsvorsitzende Christoph Sonntag. Darüber hinaus sei das Gutachten ein Sammelsurium an Trivialitäten, wie die Erkenntnis, dass einige Häuserfassaden in der Innenstadt renovierungsbedürftig seien. Ebenso sei es eine Steuerverschwendung, dass man nicht für Ratsmitglieder und Geschäftsleute eine gemeinsame Präsentation organisiert habe, merkt auch Brigitte Kesternich an. Die für die Geschäftsleute am kommenden Dienstag, 14. Juni, geplante Vorstellung koste nun noch einmal etwa 1200 Euro nur für den Referenten. Bürgermeister Michael Dreier appellierte indes noch einmal an die Salzkottener Einzelhändler, an der Vorstellung des Gutachtens am kommenden Dienstag ab 19.30 Uhr in der Sälzerhalle teilzunehmen, konnte aber gleichzeitig angesichts der bisherigen Anmeldungen von einer guten Resonanz berichten.

Artikel vom 11.06.2005