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Das Wasser ist zum
Albtraum geworden

Hannelore Huck kritisiert die Kiesabgrabungen

Von Hartmut Horstmann
Vlotho/Veltheim (VZ). Hannelore Huck stammt aus Uffeln, bezeichnet sich selbst als ein Kind der Weser. Doch das Wasser ist für die 60-Jährige längst zu einem Albtraum geworden. Denn ihr Haus an der Weser in Veltheim ist extrem hochwassergefährdet. Huck führt dies unter anderem auf Kiesabgrabungen in der Umgebung zurück.

Im Jahre 1969 heiratete die Uffelnerin in die alte Veltheimer Fährmannsfamilie. Ein Gang durchs Haus zeugt vom Stolz auf die Tradition. An der Wand hängt ein Dankesschreiben für ihren Schwiegervater Friedrich Huck, der bei einem schweren Fährunglück im Jahre 1925 zwölf Soldaten vor dem Ertrinken gerettet hatte. Ein Gedenkstein in der Nähe des Hauses der Familie Huck erinnert an das Wesermanöver, bei dem 81 Menschen (überwiegend junge Soldaten) ums Leben gekommen sind.
Hannelore Huck erzählt diese Geschichten, um deutlich zu machen, dass Wasser und die von ihm ausgehenden Gefahren für sie und ihre Familie Alltag sind. Hochwassererfahren habe ihr Schwiegervater das Haus so angelegt, dass mit Ausnahme des Kellers kein Wasser eindringen kann.
Eine für Hannelore Huck neue Situation entstand im Jahr 1982, als der Hof überschwemmt wurde. »Das hat es vorher nicht gegeben«, sagt sie und führt die großen Wassermassen auf Kiesabgrabungen zurück, die auf Veltheimer Weserseite bis 1985 stattgefunden haben. In einem Schreiben an den Regierungspräsidenten formuliert Hannelore Huck, die Schadensersatz für den Wertverlust des Hauses fordert: »1982 kam die große Wasserkatastrophe, als sich die Weser mit dem ausgekiesten Baggerloch verband und der Teich zu unserer Hausseite überschwappte.« Eine reißende Strömung auf dem Hof sei die Folge gewesen, sagt sie.
Damals habe sie an eine einmalige Wasserkatastrophe geglaubt, doch erfolgten weitere Überschwemmungen 1998 und zum Jahreswechsel 2001/2002. Nach den Erfahrungen mit dem Hochwasser 1998 zog die Tochter aus, seitdem lebt Hannelore Huck alleine in dem Haus. Und sie stellt beim RP den Antrag auf Schadensersatz. Denn für die 60-Jährige steht fest, dass die Stärke, mit der das idyllisch gelegene Gebäude betroffen ist, von den Auskiesungen herrührt: »Die Kiesabgrabungen hätten niemals genehmigt werden dürfen.« Möglicherweise, so vermutet sie, hängt das extreme Hochwasser damit zusammen, dass durch die entstandenen Teiche weniger Wasser als zuvor versickern kann.
Mit Entsetzen sieht sie aus ihrem Fenster, dass auch auf der anderen Weserseite in Varenholz ausgekiest wird. Ein neuer Teich sei entstanden und Hannelore Huck befürchtet bei Hochwasser eine weitere Verbindung mit der Weser: »Dann bin ich in der Nordsee. Das Wasser steht in meiner Wohnung, und das Haus kann abgerissen werden.«
Genehmigungsbehörde für die Kiesabgrabungen sind die Kreise. Mit ihnen hielt die Bezirksregierung Rücksprache, bevor sie die Schadensersatz-Forderung der gebürtigen Uffelnerin negativ beantwortete. In den Genehmigungsverfahren für Varenholz seien die Belange des Hochwasserschutzes beachtet worden, heißt es. Und: »Wie den Planfeststellungsunterlagen zu entnehmen ist, werden die Grundwasserstände in der Randbereichen zur Weser praktisch ausschließlich durch die Weserwasserstände beeinflusst. Eine Beeinträchtigung von vorhandenen Gebäuden durch die Auskiesung ist nicht zu erwarten.«
Auch im Falle der Veltheimer Abgrabungen sei der Hochwasserschutz berücksichtigt worden, betont die Bezirksregierung: »Die Prüfung der Maßnahmen ergab, dass letztlich insbesondere wasserrechtliche Versagungsgründe nicht entgegen standen.«
In dem Schreiben wird ein Zusammenhang zwischen Abgrabungen und Hochwasser bestritten. Zur Situation des Hauses: »Bei einer derart exponierten Lage unmittelbar an der Weser muss mit Beeinträchtigungen durch schwankende Grundwasserstände und insbesondere durch Hochwasser gerechnet werden, auch wenn größere Ereignisse dieser Art in der Vergangenheit über längere Zeiträume hinweg ausgeblieben sein mögen.«
Ganz klar, dass Hannelore Huck diese Einschätzung nicht teilt. Die aus Uffeln stammende Frau wird weiter kämpfen.

Artikel vom 09.06.2005