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Wasserwerfer mit Vergangenheit

Löhner Autonarr ersteigert Regierungsfahrzeuge und deren Geschichten

Von Mario Berger (Text und Fotos)
Löhne (LZ). Siegfried Niewöhner ist von Autos fasziniert. Besonders der VW-Käfer hat es ihm angetan. Seit drei Jahren ersteigert der Mitinhaber der Löhner Automercado GmbH gebrauchte Regierungsfahrzeuge, darunter auch eine Kanzler-Limousine.

Der Seniorchef ist schon jedes Käfermodell gefahren, vom Brezelkäfer bis zur Ultima Edition. Es sei die Form und die einfache Bauweise des Käfers, die es Niewöhner angetan hat. »Die Idee mit der Internet-Versteigerung hatte meine Tochter Heike«, erzählt der Seniorchef. »Durch Zufall landete sie auf der Auktionsseite des Zolls«, berichtet der 55-Jährige. Sofort keimte bei Niewöhner die Idee, gebrauchte Regierungsfahrzeuge zu erwerben, um diese dann wieder zu verkaufen.
»Ein echtes Schnäppchen war der Audi A8 des Bundeskanzlers«, sagt der Kraftfahrzeugmeister. Im Inneren des Wagens deutete zwar nichts mehr auf den Kanzler hin, aber mit so einer Ausstattung habe sich Gerhard Schröder bestimmt sehr wohl gefühlt, sagt Niewöhner. Neben Doppelverglasung und Fernsehen gab es da noch eine doppelte Telefonanlage für vorne und hinten. Die Nachfrage für den Kanzler-A8 war unglaublich: »Der Wagen war schon am nächsten Tag verkauft.«
Auch die Karosse des Außenministers stand auf dem Löhner Hinterhof. Die Limousine vom Joschka Fischer sei aber nicht so gut ausgestattet gewesen, sagt der Seniorchef und schmunzelt. In kürzester Zeit wurde auch dieses Fahrzeug verkauft: »Der Wagen des Außenministers ging übrigens nach Bünde.« An solche Raritäten komme man nicht mehr so leicht, bedauert Niewöhner. Waren es damals zwei, sind es heute an die 50 Mitbieter.
Einen Herzenswunsch hat sich der 55-jährige Seniorchef vergangenes Jahr erfüllt. Einen Mercedes-Benz 1113. »Ich konnte nicht anders. Als ich den Wasserwerfer in der Zollauktion gesehen habe, musste ich einfach zugreifen«, erinnert sich Niewöhner.
Von dem roten Koloss, mit sechs Litern Hubraum und einer Länge von sieben Metern, wurden in Deutschland nur zwei Stück gebaut.
Mit dem Erwerb des Löschfahrzeugs ersteigerte sich Niewöhner auch gleich ein unbestätigtes Gerücht: »Mit diesem Wasserwerfer ist Joschka Fischer Anfang der achtziger Jahre während der Demonstrationen gegen die Startbahn West von dem Flughafengelände vertrieben worden.« Das behauptete zumindest der Vorbesitzer des elf Tonnen schweren Wasserwerfers von der freiwilligen Feuerwehr in Stolberg, so der Seniorchef.
Im Moment kümmert sich Niewöhner um die Einfuhr von luftgekühlten Bullis aus Brasilien. Erst vor kurzem startete der Autonarr zum Londoner Hafen, um einen der letzten Volkswagen-T2-Bullis aus Brasilien abzuholen.
Für die großen Fachzeitschriften Grund genug, gleich mal bei Siegfried Niewöhner anzuklingeln: »Die ÝMotor KlassikÜ hat sich schon die Exklusivrechte für den Bulli aus Südamerika gesichert.« Auch die »Auto-Bild« habe schon ihr Interesse bekundet.

Artikel vom 09.06.2005