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Chris de Burgh: »Ich weiß,
wo Beverungen liegt«

WB-Exklusivinterview mit dem irischen Popsänger

Beverungen (rob). In Deutschland lieben ihn die Musikfans als Softrocker. Seine Konzertshow ist eine perfekte Mischung aus ruhigen Stücken wie »The Lady in red« und »Liedern zum Abfeiern« wie dem rockigen Superhit »High on Emotion«. Chris de Burgh (56) kommt am Samstag, 2. Juli, um 20 Uhr zu einem Open-Air-Konzert nach Beverungen. WESTFALEN-BLATT-Redakteur Michael Robrecht sprach mit Chris de Burgh in einem Telefoninterview über seinen Beverungen-Auftritt, die brandneue Live-CD und aktuelle Trends der Musikszene.

Am 2. Juli geben Sie in Beverungen ein Konzert. Ist Ihnen die Gegend von Reisen durch Deutschland ein Begriff?Ich weiß, wo Beverungen liegt. Kassel befindet sich in der Nähe und Göttingen auch. Es soll dort landschaftlich sehr schön sein. Ich hoffe, dass das Wetter gut wird. Ein Open-Air-Konzert ist eine Chance für die Besucher, einen Sänger, den sie nur aus dem Fernsehen kennen, einmal ganz nah zu erleben. Vergangenes Jahr habe ich 72 Konzerte gemacht, die Sommertour' 05 schließt daran an, weil die Auftritte 2004 alle ausverkauft waren. Das schönste Konzert habe ich in der Westfalenhalle in Dortmund vor 7000 Zuhörern gegeben. Das erscheint Ende Juni als Live-CD auf dem Markt. Alle, die nach Beverungen zum Konzert kommen, sollen etwas ähnlich Schönes wie in Dortmund erleben.

Sie sind seit Jahrzehnten im Showbusiness. Was ist Ihr Geheimnis, über so lange Zeit bei den Fans erfolgreich zu bleiben?Zu Beginn meiner Karriere als Musiker habe ich sehr hart arbeiten müssen, um erfolgreich zu sein. Ich habe es mir ausgesucht, was ich beruflich tue. Das merken die Menschen. Zum anderen habe ich seit Jahren international ein Publikum, dass mich wirklich begeistert hören und sehen will. Das ist schon sehr wichtig.

Besonders die deutschen Fans und Medien gelten als sehr loyale Chris-de-Burgh-Fans. Empfinden Sie das auch so?Ja, das ist so! Man sieht das zum Beispiel daran, dass die Produzenten von »Wetten, dass?« mich 2004 in ihrer Sendung haben wollten und genau wussten, dass sie einen immer noch populären Mann da eingeladen haben. Die deutschen Fans sind wirklich die besten und die loyalsten. Schön ist, dass jetzt eine neue Generation zu den Konzerten kommt - nicht nur die alte. Mütter und Töchter, Väter und Söhne...

Chris-de-Burgh-Konzerte sind für die besondere Nähe von Sänger und Publikum bekannt. Warum ist diese Nähe so wichtig?Lange und publikumsnahe Konzerte sind doch besser als kurze - wenn der Sänger nach einer Stunde auf der Bühne ins Restaurant geht und das schnelle Geld kassiert. In Dortmund dauerte mein Konzert für die CD drei Stunden und zehn Minuten - nonstop ohne Pause. Die Leute mögen dieses intime Gefühl. Ich gehe ins Publikum, ich singe mit dem Publikum. Viele berühmte Leute haben doch den Grund vergessen, warum sie berühmt sind - ihr Publikum.

In den deutschen Verkaufscharts hält sich hartnäckig ein Trend: Man nimmt sich einen alten Hit, wie »High on Emotion« von Chris de Burgh, mixt ihn neu ab, unterlegt ihn mit einem fetten Beat und hohen Stimmen und fertig ist der Hitparadenstürmer. Was halten Sie von derartiger Chart-Musik?Irgendjemand hat das ja kürzlich mit »High on Emotion« tatsächlich gemacht. Das ist eine ungewöhnliche Art den Song zu spielen. In diesem Fall und wenn man selbst einen alten Hit neu abmischt, bringt das neue Hörerschaft. Junge Leute in den Clubs hören eben »High on Emotion« in dieser Form.

Sind Ihnen in der deutschen Musikszene neue viel versprechende Talente aufgefallen?Ganz viel weiß ich nicht, weil ich in den vergangenen Monaten nicht so häufig hier war. Wenn ich in die Charts sehe, auch in England und Irland, dann bin ich nicht besonders beeindruckt von dem, was da so passiert. Manche, die als große neue Stars angekündigt werden, liefern grausame Songs ab.
Alles hört sich gleich an. Letztens habe ich mein erstes Album noch einmal durchgehört: Wichtig ist, dass man Risiken mit seinem Stil eingeht. Heute sollen doch nur die Chefs und Verkäufer der Plattenfirmen die Musik toll finden. Darum kommt auch so wenig neue ungewöhnliche Musik auf den Markt.

Ist es für einen Sänger immer noch wichtig, eine Nr.1-Single oder ein Nr.1-Album zu haben?Die Chance, heute eine Nr.1-Platte zu platzieren, ist gering. Als 2004 mein Album »The Road to Freedom« Nr.5 in den deutschen Charts war, da empfand ich das als wundervoll. Der Markt hat sich komplett verändert. Mir ist wichtig, dass die Leute mich weiter hören wollen.

Sie sind mit Ihrer bildhübschen 20-jährigen Tochter Rosanna bei »Wetten, dass?« im ZDF aufgetreten. Wie fühlt man sich als Vater von »Miss World«? Wie eng kann der Kontakt bei einer so beschäftigten Tochter überhaupt noch sein?Er ist weiter sehr eng. Sie wohnt hier bei mir zuhause bei Wexfort in Irland. Kurz vor unserem Telefonat bin ich noch mit ihr, meiner Frau und dem Hund sechs Kilometer um unser Schloss gewandert. Sie ist schon ein tolles Mädchen. Natürlich, höflich. Wir werden versuchen, den Kontakt weiter so eng zu halten.

Artikel vom 08.06.2005