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»In der Kirche, da ist das Leben!«

Delegation aus Tansania war drei Wochen lang im Kirchenkreis Gütersloh zu Gast

Kreis Gütersloh (WB). Drei Wochen lang war eine vierköpfige Delegation aus Tansania im Raum Gütersloh zu Gast. Anlass war das 25-jährige Jubiläum der Partnerschaft der Kirchenkreise Kyerwa und Murongo im Norden Tansanias mit dem Kirchenkreis Gütersloh.

Die Superintendenten Modest Byomutonzi Bujuli und Sylvester Frederick Aligawesa sowie die Frauengruppenleiterinnen Roda Alinda Mugangala und Melania Matayo Rwabilimbo besuchten einige Kirchengemeinden und sammelten Anregungen für die eigene Arbeit, insbesondere die mit Kindern und alten Menschen.
Das Kisuaheli-Wort »Undugu« bedeutet »Partnerschaft«, wörtlich »Geschwisterschaft«. Viele Projekte sind in 25 Jahren mit deutscher Hilfe in Kyerwa und Murongo verwirklicht worden. Dazu gehören der Kauf von Maismühlen, Kirchenbauten, die Ausbildung von Pfarrern und Katecheten, Krankheitsvorsorge (besonders von Aids und Malaria), Krankenstationen sowie das Jugendbildungszentrum Nkwenda, das Jugendliche zur Schneiderin oder zum Tischler ausbildet. Die Hilfe ist nötig, denn Tansania ist - materiell gesehen - ein armes Land. Nur fünf Prozent der Einwohner haben bezahlte Arbeit, die meisten sind Bauern.
Seitdem der Kaffeepreis auf dem Weltmarkt gefallen ist, geht es den Familien noch schlechter. Ihr durchschnittliches Monatseinkommen beträgt umgerechnet rund einen Euro. Zum Vergleich: Ein Kilo Zucker kostet 80 Cent.
»Kinder eines Vaters legen einander nur leichte Lasten auf«, sagt ein afrikanisches Sprichwort. »Undugu« beruht auf Gegenseitigkeit: Heute profitieren die deutschen Gastgeber von der ansteckenden Fröhlichkeit und tiefen Spiritualität ihrer Glaubensgeschwister. »Bei den Begegnung lernen wir, die Unterschiede in unserer Kultur zu verstehen«, sagte Sylvester Frederick Aligawesa. Die sind nicht von der Hand zu weisen. So wunderten sich die Afrikaner darüber, dass in Deutschland kaum junge Leute den Gottesdienst besuchen. »In Afrika gehen gerade die Jungen zur Kirche. Dort finden wir das Leben, das spüren wir auch im Gottesdienst«, formulierte der Superintendent von Kyerwa vorsichtig. »Hier scheinen die Menschen nicht so zu fühlen. Die meisten sind mehr mit sich selbst beschäftigt.«
Bevor sie vor wenigen Tagen die lange Heimreise antraten, trafen die Gäste mit Pfarrern aus dem ganzen Kirchenkreis auf der Pfarrkonferenz im Evangelischen Gemeindehaus Rheda zusammen. Sie sangen und beteten gemeinsam, letzte Geschenke und Segenswünsche wurden ausgetauscht: darunter auch ein Orderscheck über 9500 Euro vom Handarbeitskreis Epiphanias der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh. Das Geld kommt dem Jugendbildungszentrum Nkwenda zugute. So ist es eben bei Kindern eines Vaters.

Artikel vom 09.06.2005