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Taubenkot schwärzt
das »Moses-Fenster«

Glaswerkstatt Peters restauriert ein Dürer-Kunstwerk

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Wenn es gilt, historische Kunstwerke zu sichern, dann vertrauen Auftraggeber gern auf die Fachleute der Restaurierungswerkstatt Peters in Paderborn.

In den Glas-Ateliers am »Hilligenbusch« wartet jetzt ein monumentales Kirchenfenster aus der St.-Jakobs-Basilika im niederbayerischen Straubing auf seine Restaurierung, das gerade erst dem weltbekannten Nürnberger Maler und Graphiker Albrecht Dürer (1471-1528) zugeordnet werden konnte. Der Renaissancekünstler soll als junger Mann den Entwurf geliefert haben, der vermutlich um 1495 in der Werkstatt des Nürnberger Glasers Veit Hirsvogel umgesetzt worden ist.
Das sogenannte »Moses-Fenster« aus dem Seitenschiff der Kirche zeigt in einem für die damalige Zeit ungewöhnlich flächig gemalten Motiv die Übergabe der steinernen Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten aus der Hand des Herrgotts an Moses, der das Volk Israel aus Ägypten in das Gelobte Land führt. Das 7,20 Meter hohe und 2,50 Meter breite Glasfenster besteht aus 32 in vier Bahnen angeordneten Teilscheiben, die nun in Paderborn Stück für Stück auf ihre Schäden hin untersucht und anschließend gereinigt werden.
»Das Moses-Fenster befindet sich noch in einer Art Urzustand«, erläutert Diplom-Restaurator Markus Kleine (29) seine Aufgabe, die ihn in den nächsten sechs Monaten intensiv beschäftigen wird. »Es hat 1898 eine erste Restaurierung gegeben, und in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts muss eine weitere Notsicherung vorgenommen worden sein.« Geholfen hat das dem Dürer-Werk kaum - im Gegenteil. Schon beim Ausbau stellten die Fachleute aus Paderborn Brüche im Glasmaterial und in der Bleiverglasung fest. Die Außenseiten der Scheiben sind zudem stark korrodiert und durch ätzenden Taubenkot, der jetzt fachgerecht entfernt werden muss, in Mitleidenschaft gezogen.
Die Oberflächenreinigung der historischen Gläser erfolgt natürlich ohne Wasser und Scheuermittel. »Wir gehen nur trocken an die Scheiben ran«, so Kleine. »Die Schmutzschichten werden unter dem Mikroskop mit einem weichen Pinsel entfernt.« Wo sich Schimmelsporen gebildet haben, wird vorsichtig eine Alkohollösung aufgedampft. Nach erfolgter Restaurierung soll das Dürer-Kunstwerk dann durch eine vorgesetzte Verglasung gegen schädigende Außeneinflüsse geschützt werden. »Damit ist das Fenster dann für die nächsten 100 Jahre gesichert«, glaubt Kleine.
Die Straubinger Kirchenfenster sollen sukzessive komplett gesäubert und restauriert werden. Dazu werden die einzelnen Bauabschnitte jeweils einzeln vergeben. »Mit dem Moses-Fenster haben wir natürlich das Sahnestück ewischt«, freut sich der Paderborner Diplom-Restaurator. Bis Weihnachten soll es seiner Heimatkirche neuen Glanz geben.

Artikel vom 08.06.2005