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Schulbank mit Arbeitsplatz getauscht

Jugendliche der Städtischen Realschule schlüpfen bei Fennel in die Rolle des Betriebsrates

Von Mario Berger (Text und Foto)
Löhne/Bad Oeynhausen (LZ). Einen Einblick in die Arbeitswelt eines Betriebsrates haben sich gestern die Schüler der Städtischen Realschule Löhne verschafft. Gemeinsam mit dem Betriebsrat des Bad Oeynhausener Kunststoff-Unternehmens Fennel diskutierten die Jugendlichen über Schwarzarbeit und Kündigungsschutz.

Die Realschule an der Königstraße ist für den Betriebsratsvorsitzenden der Fennel GmbH, Eckhard Kusmierz, längst keine Unbekannte mehr. Denn schon vor fünf Jahren haben die Löhner Schule und das Wulferdingsener Unternehmen einen Kooperationsvertrag geschlossen. Grund für die enge Zusammenarbeit: »Der Projekttag soll den Schülern neben Einblicken in die Arbeitswelt auch die Rechte und Pflichten des Arbeitnehmers verdeutlichen«, erklärt Kusmierz.
In einem Rollenspiel sollten die Jugendlichen eine Betriebsratssituation simulieren. Dafür mussten sie sich aber erstmal in die trockene Materie der Arbeitsgesetze einarbeiten. Zur Auswahl standen Themen wie Schwarzarbeit oder privates Internet-Surfen am Arbeitsplatz.
Mit den verschiedenen Gesetzbüchern in den Händen ging es dann ans Werk. »Zuerst müssen wir schauen, welche juristischen Vorschriften auf den Sachverhalt zutreffen«, sagt Lilli Marx (15), die mit ihrer Gruppe das Thema Schwarzarbeit bearbeitete. Nach der Theorie folgte die Praxis, und die Gruppen wurden in Geschäftsführung, einen betroffenen Arbeitnehmer und zwei Betriebsräte aufgeteilt. Im Anschluss folgte eine simulierte Besprechung im Personalbüro. In dieser Situation konnten die Schüler ihre verschiedenen Sichtweisen und Positionen mit Argumenten untermauern.
»Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der Städtischen Realschule gemacht«, sagte der Betriebsratsvorsitzende. Die Jugendlichen seien wie auch schon in den vergangenen drei Jahren sehr motiviert. »Der Vorschlag für das Rollenspiel kam von den Schülern«, erklärte Sozialkundelehrer Friedrich Steffen.
»Das Rollenspiel ist sehr sinnvoll«, meinte Elias Garbe (16). Besonders für das spätere Berufsleben sei ein solcher Projekttag äußerst wichtig. »Ich habe heute einen kleinen Einblick in meine Rechte als Arbeitnehmer bekommen«, sagte Lea-Lan Wollner (16). Die Schülerin sieht in dem Projekt eine gute Vorbereitung auf die Arbeitswelt.
Gerade in der heutigen Zeit sei der Betriebsrat eine wichtige Anlaufstelle, so der Betriebsratsvorsitzende. »Denn viele Arbeitnehmer haben Angst um ihren Job«, sagte Kusmierz. Aber auch die Diskussion über den Wirtschaftsstandort Deutschland beunruhige viele Beschäftigte. »Ein Betriebsrat muss die Arbeitnehmer aber auch motivieren können.« Bei Fennel habe der Betriebsrat bis jetzt immer gut mit der Unternehmensführung zusammengearbeitet.
Für die Realschüler war der Ausflug ins Arbeitsleben ein voller Erfolg. »Wussten viele Schüler am Vortag noch nicht, mit welchen Aufgaben sich ein Betriebsrat beschäftigt, so diskutierten die Jugendlichen am Ende der Veranstaltung lebhaft über die Rechte und Pflichten eines Arbeitnehmers«, freute sich Friedrich Steffen

Artikel vom 08.06.2005