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Klinsmann rotiert nur dosiert

Heute letzter Härtetest vor dem Confederations Cup gegen Russland

Düsseldorf (dpa). Die Generalprobe der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für den Confederations Cup wird zur letzten Bewährungschance der Herausforderer, doch nicht jeder darf sich beweisen.
Bundestrainer Jürgen Klinsmann kündigte für den heutigen Härtetest gegen Russland (20.45/ZDF) im Mönchengladbacher Borussia-Park an, dass er die Stammformation vom 4:1 in Nordirland nicht völlig umkrempeln will. »Wir wollen, dass sich unser Grundgerüst einspielt«, sagte Klinsmann und sprach von »einem Stamm von sieben, acht Spielern.« Wer in den Genuss der dosierten Rotation kommen wird, ließ er im Düsseldorfer Quartier offen. Neu ins Team rücken auf jeden Fall Torwart Oliver Kahn und Innenverteidiger Arne Friedrich für Rot-Sünder Robert Huth.
Auch auf der rechten Seite dürfte es zu einem Rollentausch kommen. Der Stuttgarter Andreas Hinkel brennt darauf, sich als Alternative zum Bielefelder Patrick Owomoyela zu empfehlen. »Bei ihm ist die Entwicklung da«, lobte Klinsmann den Schwaben. Im Angriff will der Kölner Lukas Podolski, der seinen Kurzeinsatz in Nordirland prompt mit dem Treffer zum 4:1 krönte, beweisen, dass er mehr als nur ein Joker ist. Der künftige Wolfsburger Mike Hanke wird nach 90 Zuschauer-Minuten in Belfast wohl als Einwechselspieler das ersehnte Länderspiel-Debüt feiern.
Der härteste Konkurrenzkampf findet allerdings im Mittelfeld statt, wo die Münchner Bastian Schweinsteiger und Sebastian Deisler sportlich und verbal Druck auf die von Klinsmann als gesetzt eingestuften Bernd Schneider, Torsten Frings und Fabian Ernst ausüben. Von Deislers Aussage, er gehe von einem Einsatz aus, ließ sich Klinsmann allerdings nicht beeindrucken. Zwar bescheinigte er dem hoch begabten Bayern-Profi eine »sehr gute Entwicklung«, aber im gleichen Atemzug sagte er: »Wir wünschen uns, dass er sich durchboxt. Aber das geht nicht von heute auf morgen.«
Zumindest als Joker wird sich Deisler aber empfehlen dürfen, andere wären froh, wenigstens diese Aussicht zu haben. Der Stuttgarter Timo Hildebrand als dritter Torhüter wird ohne Testspiel-Minute in den Confederations Cup gehen. Ein ähnliches Los droht auch dem Bremer Christian Schulz sowie den nachnominierten Marco Engelhardt und Thomas Brdaric. »Es kann schon sein, dass der ein oder andere in den Testspielen nicht eingesetzt wird. Das heißt aber nicht, dass er nicht beim Turnier zum Einsatz kommt«, sagte Klinsmann.
Im Gegensatz zum missglückten Trainingsspiel vor einer Woche beim FC Bayern, als Torwart Jens Lehmann den geballten Unmut der Münchner Fans über sich ergehen lassen musste, erwartet Klinsmann im mit 45 600 Zuschauern vollbesetzten Borussia-Park eine stimulierende Kulisse. »Pfiffe gegen Nationalspieler haben bei einem Heimspiel der deutschen Mannschaft nichts zu suchen«, antwortete er auf die Frage, ob diesmal Oliver Kahn Pfiffe befürchten müsse: »Wir hoffen auf ein Publikum, das uns den Rücken stärkt und antreibt.«

Artikel vom 08.06.2005