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»Viel Unruhe
beim SCP«

Lorenz-Brüder zu RW Essen

Von Peter Klute
Paderborn (WV). »Wir sind auf einem guten Weg«, hatte der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk noch am Freitagnachmittag betont, nachdem der SC Paderborn 07 mit Hüzeyfe Dogan seinen zweiten Neuzugang präsentiert hatte. Am späten Abend kam dann der Rückschlag, da gab RW Essen die Verpflichtung von Michael Lorenz bekannt.

Der 26-jährige Mittelfeldspieler wechselt gemeinsam mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Stefan (VfL Wolfsburg Amateure) an die Hafenstraße. »So ist das Geschäft. Da denkst du, dass du einen Schritt weiter bist und dann machst du einen oder zwei zurück. Michael hat mich am Freitagabend angerufen und mir mitgeteilt, dass er in Essen unterschrieben hat. Das war für mich sehr überraschend. Wir haben für die neue Saison mit ihm geplant, Michael hatte im Verein und in der Mannschaft einen hohen Stellenwert«, sagte Rybarczyk am gestrigen Sonntag.
Lorenz war sich da nicht so sicher: »Die Essener haben mich jeden Tag angerufen und sich sehr um mich bemüht. Der SCP wusste, dass ich ein Angebot von Rot-Weiss hatte, aber da ist nichts passiert. Der neue Trainer Jos Luhukay hat noch nicht ein einziges Mal mit mir gesprochen. Wenn Herr Rybarczyk überrascht war, kann ich das nicht nachvollziehen. Ich habe Präsident Wilfried Finke bereits am Montag auf dem Flug nach Mallorca informiert.«
Unterschiedliche Ansichten gibt es bei beiden Partien auch in Sachen Option, die im Vertrag des vor zwei Jahren aus Babelsberg nach Paderborn gekommenen Lorenz verankert war. »Wenn wir am 30. April Vierter sind, haben wir die Möglichkeit, bis zum 30. Juni eine Option zu ziehen«, erläutert Geschäftsführer Michael Born den Inhalt. Der SCP übernahm an diesem 30. April mit dem 4:1-Sieg gegen Lübeck die Tabellenführung und machte Lorenz kurze Zeit später ein neues Angebot. »Das war ihm wohl nicht gut genug. Wir haben aber trotz des Aufstiegs weiterhin einen finanziell begrenzten Rahmen, den wir einhalten müssen und werden«, so Rybarczyk. Born will rechtliche Schritte prüfen, ob der Wechsel von Lorenz korrekt ist und gegebenenfalls eine finanzielle Entschädigung für den SCP abfällt. Lorenz mit Gewalt in Paderborn zu halten, davon hält er jedoch nichts: »Michael hat sich ganz bewusst gegen uns entschieden.«
Der Spieler geht davon aus, ablösefrei gehen zu können und sagt: »Ich möchte keinen Streß, habe immer alles für den Klub gegeben und erwarte, dass man mir keine Steine in den Weg legt.« Geld war laut Lorenz nicht allein ausschlaggebend für seinen Abschied: »Es gab mehrere Gründe. Zum einen ist Essen ein Traditionsverein mit einem vollen Stadion. Das hat mich immer schon gereizt, weil ich ein Spieler bin, der die Fans braucht. Zum anderen hat sich bei mir etwas aufgestaut in den zwei Jahren beim SCP. Da gab es immer wieder viel Unruhe, die uns fast den Aufstieg gekostet hätte. Außerdem war es mein großer Traum, mit meinem Bruder in einer Mannschaft zu spielen.«
Dennoch ist es sportlich ein Abstieg. Mit dem SCP stieg Lorenz in die 2. Liga auf, Essen rutschte wieder in die Regionalliga. »Nächstes Jahr sehen wir uns wieder. In der 2. Liga«, hofft Lorenz schnell auf ein Duell seines alten und neuen Arbeitgebers.
Sein Weggang erhöht die Chancen von Alessandro Da Silva, dessen Zukunft weiter offen ist. »Jetzt, wo Michael weg ist, müssen wir über Alessandro anders denken«, meint auch Rybarczyk. Unterschrieben hat der Brasilianer aber ebenso noch nicht wie Stephan Maaß. Wie der Sportliche Leiter betonte, hat der Linksfuß das erste Angebot des Vereins (auf Initiative des neuen Trainers, beide arbeiteten beim KFC Uerdingen zusammen) am Freitag abgelehnt. Maaß sagte gegenüber dieser Zeitung: »Wir haben ein Mal gesprochen und werden das am Montag nochmal tun. Solange nichts entschieden ist, möchte ich mich nicht weiter dazu äußern.«

Artikel vom 13.06.2005