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Verzicht auf das I-Tüpfelchen

Diskussion über Außengestaltung der neuen Zweifachsporthalle im Schulzentrum

Verl (ehl). Wie soll die Außenfassade der neuen Zweifachsporthalle im Verler Schulzentrum gestaltet werden? Während sich die Mitglieder des Bauausschusses in ihrer Sitzung am Montagabend bei der Materialwahl recht schnell einig waren, sorgte die Frage »schräge oder gerade Stützen« für eine lebhafte Diskussion.

Gebaut werden soll bekanntlich nach den Sommerferien nach einem Entwurf des Architektur- und Ingenieurbüros Wischke, Heidenreich und Partner. Der zum Teil aufgeständerte Bau, der sich nördlich an die vorhandene Dreifachsporthalle anschließen wird, und der neue Haupteingang für den Sporthallenkomplex samt Geschäftsstelle für den TV Verl sollen rund 2,2 Millionen Euro kosten.
Architekt Uwe Heidenreich empfahl, den neuen Trakt optisch an das Schulzentrum anzupassen. Deshalb riet er bezüglich des überdachten Bereichs des Erdgeschosses, den gleichen Betonstein als Verblendmauerwerk zu verwenden wie beim Realschulanbau. Dieses Material biete Schutz gegen Vandalismus und halte starker Beanspruchung stand. Um auch im oberen Gebäudebereich diesen Schutz zu gewährleisten, dabei aber eine gewisse Leichtigkeit der aufgeständerten Sporthalle zu erreichen, plädierte Uwe Heidenreich für eine Verkleidung mit Trespa-Platten (Kosten: 192 000 Euro), Gasbeton (95 000 Euro) oder einem Wärmedämmverbundsystem (124 000 Euro).
Gasbeton werde vornehmlich für Industriebauten verwendet und wirke zu kalt, meinte Bürgermeister Paul Hermreck. Auch für die Fraktionen schied diese Variante aus. Relativ schnell war man sich einig, dass ein Wärmedämmverbundsystem die beste Lösung sei - sowohl für die Sporthalle als auch die Geschäftsstelle des TV Verl. Denn die Mehrkosten für Trespa würden durch keine entscheidenden Vorteile aufgewogen. Der Farbton der Platten soll möglichst hell gehalten werden. Akzente könne man mit farbigen Fensterelementen setzen, meinte Heidenreich. Diese Frage indes stellte der Ausschuss zurück. Ob man eventuell blaue Rahmen wählt oder sich zumindest im Bereich der Geschäftsstelle des TV Verl an dessen Vereinsfarben rot und weiß hält, wollen die Politiker erst nach den Sommerferien und nach Rücksprache mit dem Sportverein entscheiden.
Für die Aufständerung legte Heidenreich dem Ausschuss schräge Stützen ans Herz. »Bei einer Sporthalle sollte man Dynamik auch nach außen ausdrücken«, erläuterte er seine Idee, die das Gemeindesäckel allerdings mit 15 000 Euro extra belasten würde. »Bei einem solchen Bau sollte man schon auf die Architektur achten«, pflichtete Erika Fortkord (CDU) dem Planer bei. Allerdings als einzige: Alle anderen Politiker sowie der Bürgermeister sprachen sich dafür aus, gerade Stützen zu bauen und das so gesparte Geld zum Beispiel lieber für die Innenausstattung auszugeben. Denn davon hätten Jugend und Sport mehr als von einem architektonischen I-Tüpfelchen. »Schräge Stützen sind eleganter, aber 15 000 Euro sind auch eine Menge Geld«, betonte Ausschussvorsitzender Josef Lakämper (CDU). Und Hermreck merkte an: »Verl ist auch deshalb finanziell so gesund, weil wir uns in der Vergangenheit nicht jeden Luxus geleistet haben.«
Der Beschluss des Ausschusses ist übrigens bindend, der Rat wird nicht mehr über die Außengestaltung beraten. Die Submission erfolgt am kommenden Dienstag.

Artikel vom 08.06.2005