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»Wir müssen unsere
Ziele neu definieren«

Interview mit SCP-Jugendleiter Manfred Geppert

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Der Betriebsunfall ist korrigiert. Vor einem Jahr stiegen die A- und B-Junioren des SC Paderborn 07 gemeinsam ab, jetzt schafften beide die Rückkehr in die Bundesliga (A-Junioren) sowie Westfalenliga (B-Junioren) und machten einen Tag nach dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die 2. Bundesliga den Dreifach-Triumph perfekt. Über die abgelaufene Saison und die Zukunft sprach das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT mit A-Junioren-Trainer und Jugendleiter Manfred Geppert.

Herr Geppert, wie lautet ihr Saisonfazit als Trainer?Manfred Geppert: Schon nach kurzer Zeit war mir klar, dass diese Mannschaft großes Potenzial hat. Es hat sich aber auch schnell gezeigt, dass wir Probleme haben, konstant zu spielen. Daher haben wir die Möglichkeiten zunächst nur unregelmäßig abgerufen. Gegen die Stärkeren haben wir immer überzeugt, Schwächen haben wir dagegen gegen die vermeintlich schwächeren Teams gezeigt. Generell haben wir uns mit der kämpferischen Spielweise in der Westfalenliga schwer getan.
War das in erster Linie ein Kopfproblem, weil die Gegner im Vorjahr noch Schalke, Dortmund oder Köln hießen?Manfred Geppert: Schwer zu beurteilen. Tatsächlich ist es so, dass ich ein großes Problem damit gehabt hätte, wenn ich mit dieser Mannschaft nicht aufgestiegen wäre. Das wäre für mich eine herbe persönliche Niederlage gewesen. Nach dem 0:3 zum Auftakt in Lippstadt habe ich gesagt, dass wir eine Riesentruppe haben, die sich hinter den Vorgängermannschaften nicht verstecken muss. Dann liegt es zum großen Teil auch am Trainer, ob er das hinbekommt und das ist mir relativ spät gelungen. Es hat lange gedauert, bis alle begriffen haben, wie Teamarbeit aussieht. Vielleicht lag es auch daran, dass es in der Mannschaft keine großen Probleme gab und wir uns lange damit getröstet haben, dass wir ganz gut spielen und dass wir uns nicht unter Druck gesetzt haben.
Was war ausschlaggebend für die Wende?Manfred Geppert: Eigenartig war, dass die Mannschaft immer dann, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stand, ihre besten Leistungen gezeigt hat. Vor den letzten drei Spielen vor der Winterpause gegen Siegen, Gütersloh und Oestrich haben wir intern gesagt, dass wir neun Punkte holen müssen, um überhaupt noch in den Aufstiegskampf eingreifen zu können. Dann haben wir diese Partien in überragender Manier gewonnen und die Jungs haben gemerkt, was möglich ist. Nach der Winterpause haben wir dann wieder gegen Lippstadt verloren und anschließend in Herne mit Müh und Not einen Punkt geholt. Danach standen wir vor der Frage: Greifen wir an oder vergeigen wir die Saison? Ab da war mehr Leistungsbereitschaft und Siegeswille da. Die Mannschaft hat sich gefunden und acht Spiele in Folge gewonnen. Das lag zum einen an der Umstellung auf eine Vierer-Abwehrkette und an den individuellen Stärken nach vorne. Adrian Jevric, Oliver Brocke, Ferdi Günter, Umut Gun oder Sven Krause sind eigentlich keine Westfalenliga-Spieler und das haben sie dann auch gezeigt.
Etwas untergetaucht ist Daniel Brinkmann . . .Manfred Geppert: Er fällt für mich in die Kategorie Spieler, für die es schwer ist, die Chance und Perspektive, die man ihm bietet, zu verarbeiten. Daniel hat seinen Weg, den er im ersten A-Jugendjahr in der Bundesliga angedeutet hat, nicht fortgesetzt. Er hat seine Zukunft in der Regionalliga gesehen und im Gegensatz zu Sven Krause Einsätze bei der A-Jugend fast als Strafe empfunden. So ähnlich war es früher bei Mahir Saglik. Wir müssen uns in diesem Zusammenhang überlegen, ob wir unser System nicht ändern. Wenn wir Spieler aus den A-Junioren wie zuletzt Krause oder Brinkmann in den Trainingsbetrieb der Ersten integrieren, besteht die Gefahr, dass Spieler der Reserve unbeobachtet bleiben. Vielleicht ist es besser, dass sich Spieler den Sprung zu den Profis im Training immer wieder verdienen müssen. Die Verzahnung A-Junioren, zweite Mannschaft und Profis wird in der kommenden Saison noch stärker, da die A-Junioren bei den Amateuren spielen dürfen.
Welche Auswirkungen haben die drei Aufstiege auf den Verein und die Jugendarbeit?Manfred Geppert: Die Gesamtkonstellation hat sich deutlich verbessert, da nun auch die C-Junioren wieder am U 15-Cup teilnehmen dürfen. Bei den C-Junioren wird sich ab der Saison 2006/2007 Grundlegendes ändern. Es werden zwei Landesligen und eine Regionalliga eingeführt, der künstliche U 15-Cup fällt weg. Für die Regionalliga muss die U 15 Platz fünf belegen, die U 14 muss in der Bezirksliga mindestens Dritter werden, um sich für die Landesliga zu qualifizieren. Der Aufstieg der ersten Mannschaft bedeutet für die Jugendabteilung, dass wir unsere Ziele neu definieren müssen. Wenn wir sinnvolle Nachwuchsarbeit für einen Zweitligisten betreiben wollen, müssen wir den Spielern neben der Ausbildung Wettkampfpraxis auf hohem Niveau bieten. Das heißt, neben der Einrichtung eines Nachwuchsleistungszentrums, dass die U 23 sprich Reserve die Oberliga angreifen muss, die A-Junioren müssen die Bundesliga halten, die B-Junioren und C-Junioren in die Regionalliga und Landesliga aufsteigen. Das sind zweifellos hohe Ziele, aber nur dann ist ein Unterbau gewährleistet und der Verein für Talente aus der Region attraktiv. Wenn wir Spieler holen, müssen das Verstärkungen sein, Durchschnitt hilft uns nicht.
Jugendleiter und Trainer. Wie lange wollen Sie diese Doppelfunktion noch ausüben?Manfred Geppert: Momentan macht mir beides sehr viel Spaß. Es gibt von beiden Seiten das Signal, dass ich in Zukunft halbberuflich für den SCP arbeiten werde. Ich muss das Gefühl haben, beide Positionen so auszufüllen, dass es Sinn macht. Die Trainertätigkeit hat Priorität, sie darf nicht beschnitten werden und momentan stehe ich noch sehr gerne auf dem Platz. Es gab Überlegungen, ob ich die Amateurmannschaft übernehme, weil sich Markus Gellhaus nach dem Aufstieg der ersten Mannschaft ganz auf die Co-Trainertätigkeit konzentrieren möchte. Ich hätte das gemacht, aber nachdem klar war, dass mein Nachfolgekandidat Dirk Trombern, der bisher die B II betreut hat, nach Bad Westernkotten zurück geht, werde ich bei den A-Junioren bleiben. Es hat sich gezeigt, dass es einfacher ist, einen Trainer für die Amateure zu finden als einen für die A-Junioren. Die A-Junioren trainieren fünfmal pro Woche, da waren die Gespräche mit geeigneten Trainern oft schnell zu Ende. Bei den Senioren können sie mit weniger Aufwand mehr Geld verdienen.

Artikel vom 09.06.2005