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Der Pontiac passt in die Hosentasche

Der 32-jährige Holger Eggert ist ein leidenschaftlicher Sammler von Carrera-Modellen

Von Sandra Vogt (Text und Fotos)
Bad Oeynhausen/Löhne (WB). Er ist der Traum der autobegeisterten Männerwelt. Schwarz wie die Nacht zieht der Pontiac GTO '66 an Besitzer Holger Eggert vorbei. Der muss sich über kostspielige Inspektionen und TÜV-Besuche jedoch keine Gedanken machen, passt der kleine Flitzer doch ohne Probleme in jede Hosentasche. Auf der Carrera-Bahn des Obernbeckers ist der Oldtimer der Star des Rennstalls.

Seine Leidenschaft für die Rennbahn des berühmten deutschen Automodellherstellers entdeckte Holger Eggert schon in frühester Kindheit. »Man kennt das ja, irgendwann kriegt wohl jedes Kind mal eine Carrerabahn geschenkt«, erzählt der 32-jährige Mitarbeiter der Balda AG. Später sei die Bahn dann in Vergessenheit geraten, bis er bei den Kindern von Bekannten mal wieder eine Rennstrecke gesehen habe. Zum 30. Geburtstag erfüllte ihm seine Ehefrau dann einen Herzenswunsch. »Mit einem neuen Starterset war meine Begeisterung wieder geweckt«, erinnert sich der Löhner Formel-1-Fan.
Seitdem kommt in Holger Eggert immer wieder das Kind im Manne zum Vorschein. Mehr als 25 Meter Rennstrecke hat er bereits zusammengesammelt. »Es ist aber günstiger, die Bahn mit immer neuen Startersets zu erweitern, anstatt einzelne Schienen nachzukaufen«, erzählt der Autonarr, der bereits als Jugendlicher gerne an echten Pkw herumgeschraubt hat. Jeden Sonntag geht es für ein bis zwei Stunden ins extra eingerichtete Spielzimmer, wo sich die Carrera-Bahn durch den ganzen Raum schlängelt. Sollte sich allerdings einmal Nachwuchs ankündigen, wäre der 32-Jährige bereit, seinen Hobbyraum zu räumen. »Es gibt schließlich wichtigere Dinge, und ein Plätzchen für die Bahn findet sich dann auch woanders.«
Bis dahin sind längere Autorennen allerdings keine Seltenheit, denn auch Arbeitskollege Axel Peper teilt die Leidenschaft für schnell Flitzer. Haben die beiden Balda-Mitarbeiter Zeit, bauen sie schon mal ihre Rennstrecken aneinander. »Dann haben wir insgesamt bestimmt an die 35 Meter Bahn zur Verfügung«, weiß Holger Eggert. Unbedingten Siegeswillen gibt es an sonntäglichen Rennwochenenden nicht. »Das Fahren ist eigentlich der große Spaßfaktor. Da kommt es nicht unbedingt darauf an, wer am Ende gewinnt. Schön ist es, einfach mal nur so Gas zu geben.«
Zurzeit gehören Eggerts Minirennstall zehn Autos im Maßstab 1:32 an. »In Spitzenzeiten sind es schon mal bis zu 40 gewesen«, sagt der Hobbyrennfahrer. »Aber eigentlich sind mir die Autos zum Herumstehen zu schade. Ich möchte damit fahren und mir die Wagen nicht nur im Regal angucken.« Neue Modelle findet der Löhner bei regelmäßigen Besuchen auf Spielzeugmärkten und bei seinen zwei Stammhändlern. »Der Höhepunkt für Carrera-Fans ist aber die Dortmunder Spielzeugmesse, wo jedes Jahr das neueste Zubehör vorgestellt und verkauft wird«, berichtet Eggert. Nicht selten übersteigen die Wagen dort Preise von 50 Euro und mehr. »Das wird mir dann allerdings zu teuer. Ich will ja mit den Autos fahren und nicht auf jede Schramme achten müssen.« Sagt er und lässt den schwarzen Pontiac mit der Flammenlackierung am Kotflügel Runde um Runde über die Bahn mit ihren roten Leitplanken schießen.

Artikel vom 08.06.2005