08.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Für Heroinkonsum viele
Ladendiebstähle begangen

Angeklagter muss nun ins Gefängnis


Bad Oeynhausen / Herford (cl). »Heute hatten wir es wieder einmal nur mit der Spitze des Eisbergs zu tun«, führte der Vorsitzende Richter Dieter Bollhorst beim Jugendschöffengericht in Herford aus. Da der inzwischen 21-jährige Russlanddeutsche Robert V. aus Bad Oeynhausen (Name geändert) schon kurz nach Verbüßung einer einjährigen Jugendstrafe wieder mit dem Heroinspritzen begonnen hatte, hatte er auch im März 2004 gleich wieder Rasierklingen, Alkohol und Kosmetika gestohlen. Neun angeklagte Taten wurden von Staatsanwältin Anke Schnat verlesen, die Dunkelziffer soll aber um ein Vielfaches höher liegen.
Für die Diebstähle wurde der Angeklagte, der bis zum Abbruch der neunten Klasse nur unregelmäßig die Schule besucht hatte, erneut zu einem Jahr Jugendstrafe verurteilt. Die muss er nun im Erwachsenenvollzug in Brackwede verbüßen.
Der Angeklagte hatte mit in einem Auto gesessen, das nach der Rückkehr aus Rotterdam von der Polizei kontrolliert worden war. Dabei führte Robert V. allein 50 Gramm Heroin im Enddarm mit sich. Demnächst steht ihm deswegen auch noch ein Verfahren wegen bandenmäßigen Drogeneinfuhr in nicht geringen Mengen bevor. Die Mindeststrafe dafür beträgt fünf Jahre Erwachsenenstrafe. Insofern war die vom Vorsitzenden angesprochene »Spitze des Eisbergs« durchaus in doppeltem Sinne zu verstehen.
Bislang kam Robert V. in Deutschland überhaupt nicht zurecht. Die Mutter war mit beiden Kindern übergesiedelt, nachdem der Vater bei einer Messerstecherei in Kasachstan sein Leben verloren hatte. Seit fünf Jahren konsumiert der junge Mann Heroin, erst durch die erneute Zwangspause hinter Gittern erkannte er, dass er ohne stationäre Therapie keine Chance und wohl auch keine große Lebenserwartung mehr haben wird.

Artikel vom 08.06.2005