08.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tief beeindruckt von Kirchen und Klöstern

Gemeindefahrt führt Pfarrerin Dagmar Schröder und 27 Mitreisende nach Südfrankreich

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). »Kirchen, Ketzer, Klöster« - diese drei führten 27 Frauen und Männer aus Steinhagen und Pfarrerin Dagmar Schröder jetzt nach Frankreich. Genauer gesagt ins Midi, jenen südlichen Landstrich bei Toulouse, der so (kirchen-)geschichtsträchtig ist. Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT berichtete Dagmar Schröder von einer »guten und anstrengenden« Gemeindefahrt.

Anstrengend war sie, weil die Gruppe fast täglich weiterreiste und sich für jede Nacht wieder in einem neuen Hotel einrichten musste. Gut war die Reise natürlich wegen der so unterschiedlichen Eindrücke und der reichen Erkenntnisse. Colmar im Elsass und Cluny bei Lyon mit den Überresten seiner einst riesigen Benediktinerabtei nahm die Gruppe quasi am Weg mit. In St. Guilhem-le-Désert lernten die deutschen Besucher dann eine Pilgerstätte am Jakobsweg, der berühmten Pilgerstraße nach Santiago de Compostela kennen. Das Kloster stammt aus dem zehnten Jahrhundert und verfügt über eine ganz schlichte romanische Kirche - was die Pfarrerin nun wieder beeindruckend findet: »Wir haben auf unserer Tour architekturgeschichtlich ganz genau die Entwicklung von den romanischen zu den gotischen Kirchen nachvollziehen können.«
Die Ketzer begegneten den Reisenden dann etwa in Beziers. Der Ort erlangte traurige Berühmtheit durch ein Massaker im Jahre 1209 - begangenen im Rahmen eines Kreuzzuges an den Katharern, der größten mittelalterlichen Sekte, die sich durch eine radikale Askese auszeichnete, und der ganzen Stadt, die deren Auslieferung verweigerte. 20 000 Menschen starben. »Das war der erste Genozid in der Geschichte«, erklärt Dagmar Schröder. Erschütternd, fanden die Besucher - und lernten in Cahors ein ganz anderes Bild der Kreuzzüge kennen: Denn die Stadt, vor allem ihr Handel, war durch die Kreuzzügler zu Wohlstand gekommen.
Carcassone, Narbonne, Albi, die Höhle Lascaux mit den weltberühmten steinzeitlichen Felszeichnungen waren weitere Stationen. Rocamadour beeindruckte nicht nur mit seiner Schwarzen Madonna, sondern auch, weil es so idyllisch in den Fels gebaut liegt: »Ein toller Anblick vor allem bei Nacht. Ein Ort zum Wohlfühlen«, so Schröder. Ein weiteres Mal Felsen - diesmal bizarr, tief unten im Gouffre (Schlund) de Padirac, wo eine unterirdische Bootsfahrt und der Besuch der Tropfsteinhöhle, gigantisch wie eine kathedrale, anstanden.
In Toulouse dann ein Abstecher in die Moderne zum Airbus-Werk - und in die Deutsche Gemeinde: »Ich finde es immer wichtig, dass man irgendwo kirchlich zu Hause sein kann, wenn man schon unterwegs ist«, sagt Dagmar Schröder. Was berührte, waren dort auch die persönlichen Begegnungen: »Wir haben Deutsche kennen gelernt, die hier in Toulouse einen Neuanfang gewagt haben. Wir haben aber auch gesehen, mit welchen bescheidenen Mitteln diese Kirchengemeinde hier auskommen muss«, so die Pfarrerin.

Artikel vom 08.06.2005