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Hüttendorf nach sechs Jahren geräumt

Gestern 14 Wagen und sieben Holzhütten entfernt - Bewohner leisten keinen Widerstand

Borgholzhausen (kan). Die einzigen, die kämpften, waren zwei Hähne der Bewohner. Die Räumung des Hüttendorfes in Holtfeld verlief gestern friedlich. Die Kreisbehörden hatten sich morgens kurzfristig entschlossen, das Dorf, in dem sieben Holzhütten und 14 Bau- und Wohnwagen standen, räumen zu lassen.

»Der rechtswidrige Zustand musste endlich beendet werden«, begründete Landrat Sven-Georg Adenauer den Einsatz in dem seit 1999 bestehenden illegalen Dorf auf dem Gelände von Benedikt Freiherr Teuffel von Birkensee. Ausschlaggebend für die spontane Räumung, die von fünf Polizeibeamten begleitet und gegen 14 Uhr beendet wurde, waren brandschutz- und bauordnungsrechtliche Gründe. Es lagen mehrere Verstöße vor.
Die Behörden hatten sich gestern Morgen zunächst um 8 Uhr auf der Polizeiwache in Halle getroffen. An dem Gespräch beteiligt waren Bernhard Bußwinkel, Leiter der Abteilung Bauordnung, Reinhold Sudbrock, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt, Karsten Fehring, der neue Gesamtleiter der Kreispolizei, Thomas Kuhlbusch, Leiter des Kreis-Rechtsamtes, sowie der Piumer Bürgermeister Klemens Keller und Ordnungsamtsleiter Manfred Warias.
Als sie um 9 Uhr in dem rund einen Hektar großen Waldgebiet an der Stockkämper Straße eintrafen, fanden sie dort fünf Menschen vor. Es handelte sich um eine Frau und vier Männer. Zwei von ihnen waren im Hüttendorf gemeldet, drei hatten keinen festen Wohnsitz. In einem rund einstündigen Gespräch, in dem die Bewohner aufgefordert wurden, das Dorf freiwillig zu verlassen, konnte keine einvernehmliche Lösung erzielt werden, so dass die Räumung angeordnet wurde.
Ein Bagger wurde angefordert, der unter anderem das zweigeschossige Gemeinschaftshaus und sechs weitere Holzhütten einriss. Herbeigerufene Landwirte zogen die 14 Wagen mit Hilfe von Traktoren aus dem Wald und beförderten sie auf das Gelände der Piumer Bauschuttdeponie, wo sie von den Eigentümern abgeholt werden können. Die übriggebliebenen Müll- und Hüttenreste sollen im Laufe der Woche entfernt werden. Das Angebot, in einer städtischen Obdachlosenunterkunft wohnen zu können, schlugen die Bewohner aus.
Schon 1999 seien die damals im Hüttendorf Lebenden aufgefordert worden, das Gelände zu verlassen und die Bauten zu beseitigen, heißt es in einer Presseerklärung des Kreises. Das Dorf, in dem die damaligen Bewohner inzwischen nicht mehr leben, sei stetig gewachsen und zur deutlichen Belastung für die Anwohner und den Grundstückseigentümer geworden, so der Kreis.
»In jüngster Zeit war die Abteilung Bauordnung mehrfach vor Ort, da das Dorf sehr verwahrlost war«, erklärte Rechtsamtsleiter Thomas Kuhlbusch. Das Obergeschoss des Gemeinschaftshauses sei unter anderem aus Brandschutzgründen mehrfach versiegelt worden. Dort habe sich eine offene Feuerstelle befunden und die Decke darüber habe bereits deutliche Brandspuren und Löcher aufgewiesen. Bei der gestrigen Ortsbesichtigung stellten die Behörden fest, dass das Siegel wiederholt aufgebrochen worden war.
Auf die Hüttendörfler kommt nun eine Rechnung zu. »Die Kosten der Räumung müssen die Bewohner und die Eigentümer der Bauwagen tragen«, sagte Thomas Kuhlbusch.
Begrüßt wurde die gestrige Räumung auch von Bürgermeister Klemens Keller: »Dieser Zustand musste musste dringend beendet werden.«

Artikel vom 07.06.2005