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Mutig eingesetzt für Heimatlose

Landrat zeichnet Angela Heck und Dr. Mathia Dubberke mit Verdienstorden aus

Steinhagen (anb). Nächstenliebe aus christlich- ethischer Verantwortung und entschiedenes Eintreten für die Rechte des Menschen und die Wahrung der Menschenwürde - so beschrieb Landrat Sven-Georg Adenauer die Wertsetzung zweier Frauen, die es gestern Abend im Rathaus zu ehren galt. Angela Heck und Dr. Mathia Dubberke erhielten für ihr außerordentliches Engagement den Bundesverdienstorden.

Angela Heck zeichnete der Landrat mit dem Verdienstkreuz am Bande aus, Mathia Dubberke mit der Verdienstmedaille. »Ihr Tun sollte uns Mut machen, es ihnen gleich zu tun, auch auf die Gefahr hin, dafür keinen Orden zu bekommen«, findet der frühere Steinhagener und heutige Gütersloher Pfarrer Elmar Quante. Denn vor allem das Schicksal heimatloser Menschen hat beide Steinhagenerinnen stets handeln lassen: »Beide sind Menschen, die auf Augenhöhe bleiben und sich nicht über andere erheben«, so Quante.
Der Arbeitskreis gegen Fremdenfeindlichkeit verbindet die Frauen: »Den zu uns gelangenden Flüchtenden, Vertriebenen, Asyl suchenden den erwarteten, erhofften und ersehnten Schutz zu eröffnen, war ihr gemeinsames Anliegen«, so Landrat Sven-Georg Adenauer in seiner Laudatio. Der Arbeitskreis, so führte der Landrat aus, war 1991 vor dem Hintergrund eines Brandanschlages auf einen Wohncontainer indonesischer Arbeiter in der Gemeinde ins Leben gerufen worden: »Sie in ihrer Gemeinschaft hatten verstanden, dass es um Menschen ging, gleich welcher Herkunft, Sprache und Religion«, strich Adenauer den »unendlichen persönlichen Einsatz, die Ausdauer, Opferbereitschaft, Mut und Durchsetzungswillen« heraus.
Angela Heck hat sich vor allem um die Integration von Kindern der ausländischen Flüchtlingsfamilien gekümmert. Im Übergangswohnheim an der Kaistraße hat sie mit einem ganzen Team von Frauen aus der Caritas Spielnachmittage organisiert und Fahrdienste eingerichtet, damit die Kinder an den Freizeitangeboten in der Gemeinde teilnehmen konnten. »Sie sind eine Brückenbauerin«, bescheinigte der Landrat Angela Heck. Seit 1996 gehört sie auch dem dem Leitungsteam des Caritasverbandes an, organisiert die Caritas-Sonntage, die Kleiderkammer, Alten- und Krankennachmittage. Mit ihrer Aufmerksamkeit und Heiterkeit ihres Wesens habe sie die Herzen vieler Menschen zu öffnen und zu gewinnen verstanden, so Adenauer weiter.
Zudem war die Steinhagenerin von 1991 bis 2003 mit im Kirchenvorstand der St. Hedwigs-Gemeinde. In dieser Zeit hat sie nicht zuletzt den Neubau der Kirche 1998/99 mitgestaltet.
Als Anwältin von Asylsuchenden ehrte der Landrat Dr. Mathia Dubberke: »Wo immer Sie es zu leisten vermögen, treten Sie ein für Menschen.« Insbesondere Asylbewerbern aus der Türkei, die in ihrer Heimat schwerster Folter ausgesetzt waren, gilt die Aufmerksamkeit des Mitglieds von Amnesty International: »Menschen, die mit offenen Wunden an Leib und Seele in unser Land gespült worden waren, aufzufangen, aufzurichten, ihre Rechte zu begründen und diese bei den Behörden durchzusetzen, darin lag der Schwerpunkt Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit«, führte Adenauer aus. Diese Arbeit hat zu besonderen Verbindungen zu Menschen und ihrer Kultur geführt, sprach der Landrat auch das Buch an, das die Mathia Dubberke gemeinsam mit ihrem Schützling Devrim Kaya veröffentlich hatte: Deren Lebensgeschichte war unter dem Titel »Meine einzige Schuld ist es, als Kurdin geboren zu sein« erschienen.
Die Familien, Freunde, Weggefährten - sie alle hatten sich im Ratssaal zu Ehren der beiden engagierten Frauen versammelt. Musikalisch umrahmte Mathia Dubberkes Tochter Nadine mit zwei Stücken auf dem Cello sowie Ewa Dworatzek am Klavier die Feierstunde.

Artikel vom 07.06.2005