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Leere Ladenlokale stören den Gesamteindruck einer Stadt. Ein Beispiel ist das Haus Jürgens an der Langen Straße in Salzkotten. Passanten gehen achtlos vorbei.

»City-Manager« soll Probleme
im Sälzer Einzelhandel lösen

BBE-Gutachten zeigt Stärken und Schwächen in Salzkotten auf

Von Heinz-Peter Manuel
Salzkotten (WV). Überdurchschnittlich viel Verkaufsfläche, breit gefächerte Branchenstruktur, hohe Kaufkraftbindung: Der Einzelhandel in der Stadt Salzkotten weist eine ganze Reihe von positiven Merkmalen auf. Auf der anderen Seite aber gibt es auch Schwächen, an denen es zu arbeiten gilt.

Stärken und Schwächen sowie Anregungen für die Verantwortlichen der Stadt und die Einzelhändler selbst zeigte gestern Abend Diplom-Ökonom Michael Giese (BBE Unternehmensberatung) den Politikern im zweiten Teil seines Einzelhandelsgutachtens auf. »Er enthält durchaus auch kritische Töne«, sagte Giese zu Beginn.
Untersucht hat das in Berlin ansässige Unternehmen einen eng umrissenen Innenstadtraum, der im wesentlichen die Langestraße, Am Wallgraben und die Klingelstraße berücksichtigt. Alle weiteren Bereiche, unter anderem Geseker Straße mir Salinenhof und den östlichen Teil der Paderborner Straße, gehören nicht zum untersuchten Gebiet.
»Die vorhandenen Angebote gehen in ihrer Ausrichtung deutlich über die für ein Grundzentrum übliche Versorgung mit Waren des kurzfristigen Bedarfs hinaus und entsprechen eher der Angebotssituation eines Mittelzentrums«, hat der Gutachter festgestellt. Defizite bestünden lediglich in einigen Branchen.
Entsprechend gut würden die Angebote der Innenstadt von der Bevölkerung angenommen. Die Kaufkraftbindung für den örtlichen Einzelhandel von rund 72 Prozent weise deutlich auf die Bevorzugung Salzkottens als Einkaufsort hin.
Als Stärken des Innenstadt-Einzelhandels bewertete Giese die gewachsene Facheinzelhandelsstruktur. Mit Klingenthal und Möller seien zudem wichtige »Magnetbetriebe« angesiedelt.
Als unzeitgemäß allerdings bezeichnet Giese Gestaltung und Präsentation vieler Ladengeschäfte. Man richte sich hier offenbar auf ein Kundenverhalten aus, das längst vergangenen Zeiten entspreche. Giese nannte Treppen in Eingangsbereichen und oft wenig ansprechende Gestaltung von Ladenlokalen.
Ein ganz wichtiger Mangel aber seien die Öffnungszeiten. 40 von 58 Geschäften haben mittags 60 bis 90 Minuten geschlossen, und auch samstags habe man sich mit Schlusszeiten zwischen 12 und 13 Uhr nicht auf die veränderten Kaufgewohnheiten der Kundschaft eingestellt. Als weitere Probleme sprach er die Länge der Einkaufsmeile »Langestraße« mit zahlreichen Lücken durch Leerstände und andere Nutzungen sowie die wenig geglückte Anbindung des Minipreis-Centers am Wallgraben an die City an. Hier müsse gehandelt werden, sagte Giese.
Als Ausweg empfiehlt die BBE die Schaffung eines City-Managements unter Federführung der Stadtverwaltung. Es müsste Geld bereit gestellt werden, um externen Sachverstand zur Begleitung des Managements einholen zu können. Letztlich aber hänge der Erfolg eines City-Managers entscheidend vom Engagement der Innenstadt-Einzelhändler ab, denen Giese Zusammenarbeit und aktive Mitwirkung an einem Gesamt-Konzept empfahl.

Artikel vom 07.06.2005