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Alles andere als gescheitert im »B3«

»Tante Lilli & Herr Lüker« begeistern 100 Besucher mit Diäten-Programm

Borgholzhausen (Felix). Wenn Martin Lüker zu einem Heimspiel in die Stadt seiner Wurzeln zurückkehrt, ist ein volles Haus meist schon garantiert. So auch jetzt im »B3«. Rund 100 Gäste wollten den Holtfelder gemeinsam mit seinem Comedy-Partner Guido Klode bei der Vorpremiere zum neuen, vierten Programm »Gescheiterte Diäten« erleben.

Eigentlich war Martin Lüker 1997 »nur« für einen erkrankten Kollegen als Pianist in einer Show von Guido Klode in seiner Wahlheimat Kassel eingesprungen. Seither treten die beiden Comedians jedoch im Duett auf - Martin Lüker am Klavier, Guido Klode mit der vorlauten Klappe der Tante Lilli. Einen Abend mit diesen beiden zu verbringen, bedeutet schon, seine Lachmuskeln auf ausgeklügelt intelligente Weise an die Grenzen ihrer Spannkraft gebracht zu sehen.
So erging es auch den Besuchern im »B3«, die sich von Herrn Lüker und Tante Lilli, die mit rosafarbenem Arbeitskittel und grell-bunten Lockenwicklern entzückte, so allerlei über »gescheiterte Diäten« berichten ließen. »Wir sind beide Genuss-Menschen«, erzählt Guido Klode im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. »Zwei Drittel unseres Publikums sind Frauen«, so der Kabarettist. Es versteht sich von selbst, dass Lüker und Klode mit viel Einfühlungsvermögen die Hürden des Alltags zwischen Männlein und Weiblein mit Liedern aus eigener Feder genauestens unter die Lupe nehmen.
Allerdings wird Herrn Lüker schon mal platt vor den Kopf gesagt, dass er »auch nicht auf das Plakat der Welthunger-Hilfe« passe und im Calypso-Rhythmus à la »Mathilda«, gemeinsam mit dem Publikum, die Hymne auf den Mager-Quark intoniert. Der simple Genuss eines Schokoriegels in der Badewanne wird von Tante Lilli mit einer nicht abbrechenden Wortgewalt zum poetischen Epos stilisiert und zelebriert, so dass man sich auch nicht mehr wundert, wenn Tante Lilli von ihrer gerade überstandenen »Alzheimer-Bulimie« berichtet: »Ich haben gegessen und gegessen, aber vergessen, mich zu übergeben«. Und als praktische Übung zum erhöhten Kalorienverbrauch praktiziert das Kabarett-Duo auch gleich den homophonen Sprech-Dialog - ein Heilmittel, das wohl selbst in der »Senioren-Bravo« (gemeint ist die Apotheken-Umschau) nicht zu finden sei.
Da ist von der Wellness-Mafia die Rede und dem Schnittmuster zum Selber-Liften. Da erleben die Zuschauer den Dialog einer Chips- mit einer Papiertüte oder die Leipziger Ernährungs-Beraterin Gisela Halbfett (natürlich im feinsten Sächsisch). Nicht zu vergessen die Erörterung des Problems der Körperbehaarung, für das Tante Lilli extra ins Tiger-Kostüm schlüpft. Schade, dass nur 100 Leute ins »B3« gepasst haben. Für alle, die den sehenswerten Auftritt verpasst haben, gibt es Hoffnung. Denn schon im Oktober werden Herr Lüker und Tante Lilli noch einmal in der Remise in Halle zu Gast sein.

Artikel vom 07.06.2005