04.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Älteste Apotheke im Kreis

Mennighüffener Pharmazie öffnete am 18. Juni 1880

Von Friederike Niemeyer
Löhne/Bünde (LZ). Als die Wittekind-Apotheke 1951 in Bünde eröffnete, war sie die dritte Apotheke am Ort. Doch bereits 1880 in Mennighüffen gegründet, gehört sie zu den ältesten im Kreis Herford. Am 18. Juni jährt sich dieser Gründungstag zum 125. Mal.
Die ehemalige Apotheke an der Lübbecker Straße fiel dem Neubau der Volksbank zum Opfer. Foto: LZ
Die Geschichte der Wittekind-Apotheke ist untrennbar mit der Familie Gehroldt verbunden, in deren Besitz sie sich seit 1902 befindet. Die heutige Inhaberin, Eva Heidemann, ist die Enkelin des ersten Apothekers der Familie, Albert Ernst Gehroldt.
Doch dass eine Apotheke von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, das ist keineswegs so selbstverständlich, wie man meinen könnte. Denn in früheren Zeiten war die Konzession an die Person des Apothekers gebunden. Und die königliche Regierung vergab sie nur, wenn entsprechender Bedarf festgestellt wurde - so am 18. Juni 1880 an Johann Samuel Kubale, der die Wittekind-Apotheke im Haus Nummer 146 an der Lübbecker Straße in Mennighüffen eröffnete . Dort steht heute die Volksbank.
1883 verkaufte Kubale die Apotheke. Und auch der Nachfolger Christel übergab sie 1892 an seinen ehemaligen Lehrling, den Apotheker Alfred Bartels. Weil es diesen 1901 nach Aachen zog, setzte er in der Wittekind-Apotheke mit Albert Ernst Gehroldt einen Verwalter ein. Die Regierung sah dies nicht gern und entzog Bartels die Genehmigung - Albert Gehroldt konnte jetzt selbst ein Apotheken-Privileg kaufen, für 120 000 Goldmark. Dafür war das Recht an der Apotheke nun sowohl verkäuflich als auch vererbbar, der Grundstein zum Familienbetrieb gelegt.
Bruno Gehroldt nun, der jüngere der beiden Söhne Albert Gehroldts, übernahm 1930 die väterliche Apotheke, nach dessen Tod 1944 auch formell. Die beiden Töchter Eva und Heide lernten in ihrer Kindheit noch eine ganz andere Form von Apotheke kennen. Sie erlebten, wie im großen Garten Kräuter für Tees angebaut und später getrocknet wurden, waren sowohl beim Abwiegen der Pulver-Grundarzneistoffe dabei wie beim Pressen der daraus gefertigten Dragees, und sahen, wenn das Glas mit den Blutegeln für Patienten mit Venen-Beschwerden vom Regal geholt wurde.
Nach dem Krieg sollten die Gehroldts für ein kommunales Bauprojekt einen Großteil ihres Grundstücks eintauschen. Bruno Gehroldt wehrte sich auch gerichtlich, allerdings ohne Erfolg. 1951 ergab sich dann die Möglichkeit, die Wittekind-Apotheke nach Bünde zu verlegen. Dort ist die Pharmazie auch heute noch fest in Familienhand.

Artikel vom 04.06.2005