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Notbremse gezogen

Großwäscherei Glowienka meldet Insolvenz an

Von Michael Delker
Gütersloh-Avenwedde (WB). Erneut musste ein Gütersloher Traditionsunternehmen das Handtuch werfen. Nach tagelangen Auseinandersetzungen mit den Beschäftigten hat die Wäscherei Glowienka Insolvenz angemeldet.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Verler Rechtsanwalt Dr. Norbert Küpper, der sich am Freitagnachmittag bereits vor Ort ein Bild gemacht hat. Eine Einschätzung, ob das 1951 von Rudolf Glowienka gegründete Unternehmen zu retten ist, wollte er noch nicht abgeben. »Ich hoffe aber, dass die Kunden und Lieferanten bei der Stange bleiben«, sagte Küpper im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Nach eigenen Angaben versorgt Glowienka täglich mehr als 40 Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime mit frischer Wäsche. Um mit den 180 Mitarbeitern die weitere Vorgehensweise zu besprechen, hat Küpper für den kommenden Dienstag eine Betriebsversammlung anberaumt.
Ein Thema wird während dieses Termins das Geld sein. Wie Gewerkschaftssekretär Hans-Werner Heißmann-Gladow von der IG Metall auf Anfrage erklärte, warten manche Beschäftigte bereits seit Februar auf ihre Löhne. »Die Stimmung ist aufgeheizt. Einige wissen nicht, wie sie Nahrungsmittel oder ihre Mieten bezahlen sollen«, so der Gewerkschafter. Für weiteren Zündstoff sorgten die Sanierungspläne von Geschäftsführer Udo Glowienka. Um das Unternehmen wieder flott zu kriegen, wollte er mit Einzelverträgen die Lohnkosten senken. Derzeit machen die Löhne 59 Prozent des Umsatzes aus. »Die Geschäftsführung besteht auf 51 Prozent, wobei bereits unter Tarif bezahlt wird. Das können wir als Gewerkschaft natürlich nicht unterschreiben«, erklärt Heißmann-Gladow. Am Dienstag seien dann Versprechungen gemacht worden. Wenn die Mitarbeiter die Verträge unterschrieben, würden anderntags die ausstehenden Löhne ausgezahlt. Beides sei nicht geschehen. Die Mitarbeiter hätten weder Geld noch Verträge gesehen.
Als ein Grund für die Liquiditätsprobleme gilt der Neubau, den Glowienka im Jahr 2000 an der Henry-Ford-Straße hochgezogen hat. Neun Millionen Euro kostete die Firmenzentrale, abgesichert wurde die Investition offenbar mit kurzfristigen Krediten. Die Konsequenz sind hohe Tilgungskosten. »Der Kapitaldienst ist das Hauptproblem«, sagt Heißmann-Gladow. Hinzu komme, dass die Motivation der Mitarbeiter wegen der ausstehenden Löhne gelitten habe und der Krankenstand gestiegen sei.

Artikel vom 04.06.2005