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Heimat für Generationen
Steinhagener Jugendlicher

Der CVJM-Jugendkeller feiert 30-jähriges Bestehen

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die drei Räume unten im »Molske«-Haus, dem rechten Gebäude neben dem Bonhoeffer-Haus, sind eine Institution: Und sie heißen einfach auch nur »Keller« - höchstens im offiziellen Sprachgebrauch sagt man vielleicht mal »CVJM-Jugendkeller«. Seit 30 Jahren gibt es den Keller: Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Die ehemaligen Mitarbeiter und das heutige CVJM-Team werden den runden Geburtstag gemeinsam begehen.

Inzwischen hat die x-te Generation von Jugendlichen hier ein Zuhause gefunden. Zwischen 14 und Mitte 20 sind die jungen Besucher damals wie heute. Und es gibt noch einige weitere Dinge, die sich anscheinend nie ändern. Die Öffnungszeiten zum Beispiel - nach wie vor an vier Tagen in der Woche: mittwochs von 19 bis 22 sowie samstags und sonntags von 18 bis 21 Uhr, und freitags treffen sich hier die Mitarbeiter. Auf dem Programm steht dann stets das Miteinander reden, Musik hören und spielen. Der Kicker erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, längst gibt es auch Billard, und gerne werden die Karten gezückt. Über dem Backgammon sitzt man heute indes weniger an der Theke zusammen.
Apropos Theke: Sie ist das Herzstück der Einrichtung geblieben. Wer die paar Stufen ins Souterrain hinabgestiegen ist, der findet sich zunächst vor dem Holztresen wieder - und dort jederzeit einen netten Menschen zum kurzen oder auch längeren Pläuschchen. Denn auch das hat sich nicht geändert: Der Keller steht und fällt mit dem Team ehrenamtlicher Mitarbeiter. Heute sind es zwölf, die in wechselnder Besetzung Dienst tun, Musik auflegen und die hungrigen und durstigen jungen Gäste mit kleinen Speisen - der »Kellertoast« ist legendär - und alkoholfreien (!) Getränken versorgen: Michael Mörke, Heike Steffan, Marc Röttger, Falk Hollstein, Katharina Zielonkowski, Klaus Henning, Joachim Schramm, Manuel Lachetta, Axel Baldauf, Gordon Plümer, Sabrina Bößmann und Anja Löblein. Axel Baldauf (bereits seit Ende der 70-er Jahre) und Klaus Henning sind die langjährigsten im Team.
Im Gegensatz zu früher steht den Ehrenamtlichen heute allerdings eine hauptamtliche Kraft zur Seite: Silke Bollmeyer, die im vergangenen Jahr neben Dieter Molske, der sich viele Jahre ebenfalls um den Keller kümmerte, die zweite, von Kirche und Kommune finanzierte Gemeindepädagogenstelle übernahm. Der Keller leistet anerkanntermaßen eine gute Offene-Tür-Arbeit und erhält auch Fördermittel vom Kreis. Silke Bollmeyer schult das Ehrenamtlichen-Team, damit es noch besser auf die Besucher und mitunter auch ihre Probleme eingehen kann. »Dass sich hier in diesem offenen Angebot Jugendliche mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen treffen können«, das findet Silke Bollmeyer das Besondere am Keller.
Mit einer Disco fing vor mehr als 30 Jahren alles an: Einmal im Monat trafen sich Jugendliche in den leerstehenden Kellerräumen, um zu tanzen und zu feiern. Eine Veranstaltung, die allerdings nicht von dauerhaftem Erfolg war. Und so wurde der Umbau beschlossen, den die Freunde Uwe Esselbrügge, Bernd-Uwe Mai, Horst Bartelniewöhner, Wolfgang Plath, Norbert Groß und Wolfgang Menzel über zwei Jahre nach Feierabend und am Wochenende übernahmen und sich einigermaßen Zeit dabei ließen. Allerdings hatten sie auch durchaus gegen Vorbehalte und ein gewises Misstrauen zu kämpfen, denn ein Angebot wie den Keller, das kannte man in Steinhagen damals nicht. Eine Alternative zu Straße und Kneipe. Im Februar 1975 dann die Eröffnung - und der Rest ist Geschichte . . .

Artikel vom 04.06.2005