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Hauptstadt-Geschichte hautnah

Kreis-Schüler-Vertretung der Haupt- und Sonderschulen in Berlin

Bünde/Berlin (BZ). Informationen sammeln, Probleme anpacken, Lösungsansätze prüfen und einen eigenen Lösungsweg entwickeln, Aktionspläne erstellen, Mehrheiten gewinnen und Erfahrungen reflektieren - das sind Dinge, die Schülervertretungen an unseren Schulen lernen und verwirklichen sollen. Um Schüler dafür fit zu machen und ihnen die Bedeutung von Geschichte zu vermitteln, hielten sich 48 Teilnehmer der Kreis-Schüler-Vertretung der Haupt- und Sonderschulen drei Tage lang in Berlin auf.

Unter Leitung der Kreis-SV-Lehrer Eckhard Schröter und Elke Schoenfelder (Hauptschule Bünde) sowie in Zusammenarbeit mit Johannes Schröder (Stätte der Begegnung e.V., Arbeitskreis politische Bildung und Erziehung in Vlotho) erlebten Schüler und Lehrer Politik und Geschichte hautnah. Im Rahmen einer »Demokratiewerkstatt« suchten die Teilnehmer nach geschichtlichen Spuren, erkundeten die neue Bedeutung Berlins, vollzogen Wege der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung nach, nahmen einen Einblick in die Politik und deren Institutionen, setzten sich mit dem multikulturellen Stadtteil Kreuzberg auseinander und erlebten internationale Kultur.
Am ersten Tag lernten alle Teilnehmer Berlin als den Ort kennen, an dem die zentralen Diskussionen über den Weg unseres Gemeinwesens gebündelt und entschieden werden. So erfuhren sie im architektonisch faszinierenden Paul Löbe-Haus durch eine engagierte Mitarbeiterin des aus Kirchlengern stammenden CDU-Bundestagscbgeordneten Dr. Reinhard Göhner Wesentliches über die Architektur des Gebäudes, über die Arbeit der Ausschüsse und erhielten Einblicke in das Arbeitsfeld des Politikers und seiner Mitarbeiter. Schüler stellten Fragen zum Alltag eines Bundestagsabgeordneten und waren insbesondere daran interessiert, wie man eigentlich Abgeordneter wird. Dabei wurde deutlich, dass Dr. Göhner schon als Schüler reges politisches Interesse entwickelt hatte, was er aktiv umsetzte und kontinuierlich ausbaute.
Nach einem Gruppenfoto (veröffentlicht unter www.goehner.cdu.de) und einem gemeinsamen Essen im Besucherrestaurant der »Arbeitsstube des Parlaments«, erfolgte eine Erkundung im Reichstagsgebäude mit ausführlicher Erklärung des 1200 Quadratmeter großen Plenarsaals und einem Gang in die 1200 Tonnen Glaskuppel, die zum Wahrzeichen des Bundestages, wenn nicht überhaupt zum Symbol der Hauptstadt Berlin geworden ist.
Am nächsten Tag gab es ein Informationsgespräch im Auswärtigen Amt über allgemeine Aspekte, Geschichte, Zahlen, Fakten und Aufgaben des Ministeriums. Humanitäre Hilfeleistungen, die Pflege der Beziehungen zu anderen Staaten und Wirtschaftsförderung im Ausland sind neben den 200 Auslandsvertretungen, die unseren Staat vertreten, seine Interessen wahren und deutsche Staatsbürger im jeweiligen Gastiand schützen, zentrale Aufgaben. Ein Mitarbeiter des AA ging auf zahlreiche Teilnehmer-Fragen geduldig und gut nachvollziehbar ein. Nach einer ausgedehnten Stadtrundfahrt durch den West- und Ostteil Berlins stand eine Stadterkundung und Spurensuche in Kleingruppen zu folgenden Schwerpunktthemen auf dem Programm bie Anfänge der Stadt Berlin. Nach dem Abendessen erfolgte eine eineinhalbstündige Plenumssitzung, in der alle Ergebnisse vorgestellt und reflektiert wurden.
Am späten Abend besuchte die Gruppe den Prenzlauer Berg, der nach 1989 die Rolle, die Kreuzberg einst gespielt hatte, übernahm: Künstler, Journalisten und Studenten aus allen Teilen Berlins leben jetzt hier und schaffen eine vielfältige, lebenssprühende Gemeinschaft.
Am letzten Tag gewannen Schüler und Lehrer im Rahmen einer Exkursion Impressionen vom Mythos Kreuzberg, einem Ort, an dem die fortschreitende Aufgliederung der Gesellschaft in Milieus und Subkulturen mit den daraus resultierenden Schwierigkeiten deutlich wird. Eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Juden fand im Jüdischen Museum statt, einem metallverkleideten Bau des Architekten Daniel Libeskind mit frappierenden Effekten im Inneren und Äußeren des Gebäudes, die zum Teil nachhaltige Wirkung beim Besucher hinterlassen. Dort teilten sich die Teilnehmer in drei Gruppen auf, die unter fachkundiger Führung unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte zu bearbeiten hatten. Den Abschluss bildete der gemeinsame Besuch des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, das am 12. Mai der Öffentlichkeit übergeben worden war.
In einem ausführlichen Abschlussgespräch wurde deutlich, dass viele Schüler auf ganz unterschiedliche Weise von Berlin fasziniert waren, nicht zuletzt wegen der historischen Schinkelbauten. »Ich habe so etwas Schönes wie den Berliner Dom noch nie gesehen«, schwärmte Schülersprecherin Jessica Brokmann (HS Bünde) mit glänzenden Augen.

Artikel vom 04.06.2005