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vital &gesund

Der Medizin-Ratgeber in der LÜBBECKER KREISZEITUNG

Dr. Thomas FixFrauenarztaus Lübbecke
Stammzellen werden die Behandlungsmöglichkeiten revolutionieren. Krankheiten oder Verletzungen, die bislang als unheilbar galten, werden mit Stammzellen heilbar werden. Es steht außer Zweifel, dass wir an der Schwelle zu einer ganz neuen Therapiemöglichkeit in der Medizin stehen. Stammzellen sind ein Teil unseres Körpers und somit Besitz der ganzen Menschheit. Wenn man so möchte, ein Teil der Schöpfung. In Korea geht man sogar soweit, Briefmarken zu dieser Thematik heraus zu geben. Auf der Internetseite www.1000fragen.de können interessierte Bürger eine Übersicht an Fragen und Antworten lesen. Das Vermögen von Stammzellen ist durch die Heilung der Haut am besten zu beschreiben. Eine Schnittwunde oder Verbrennung verheilt, weil Stammzellen der untersten Hautschicht die Heilung einleiten.
Alle Menschen haben Stammzellen für unterschiedlichste Aufgaben im Körper. Wenn diese Stammzellschicht zerstört wird, bleibt eine Narben. Hautnarben sind häufig nur ein kosmetisches Problem, aber nach einer Querschnittslähmung oder einem Herzinfarkt bleibt ein Narbe, die das Leben verändert und die Lebenslage stark beeinträchtigt.
Die Stammzellen von erwachsenen Menschen lassen sich nur erschwert gewinnen. Bei Neugeborenen ist es ganz anders. Nach einer Geburt wird meistens die so genannte Nachgeburt und die Nabelschnur entsorgt. Um Nabelschnurblut zu gewinnen, muss einfach mit einer Spritze das Blut aus der Nabelschnur abgesaugt werden.
Kind und Mutter merken davon nichts, da diese Prozedur nach der Abnabelung geschieht. Dieses Blut ist mit Stammzellen angereichert. Es kann eingefroren werden, was aber nur spezielle Blutbanken anbieten, da vorher noch diverse Tests auf Krankheitserreger durchgeführt werden müssen. Die Schweiz legt zur Zeit eine Nabelschnurbank für alle seine Neugeborenen an. Man hofft, in Zukunft Erkrankungen effektiver behandeln zu können. Zur Zeit werden schon wenige Kinder, die an Blutkrebs erkrankt sind, mit Stammzellen aus Nabelschnurblut behandelt. Nach einer Chemotherapie werden die Blutstammzellen eines Spenders wieder in die Blutbahn des erkrankten Kindes zurückverpflanzt.
Es hört sich einfach an, aber birgt noch immer Risiken, so dass zurzeit häufig auf die Blutstammzellen von erwachsenen Spendern oder Geschwisterkindern zurückgegriffen wird. Das geht nur über eine Knochemarkspunktion beim Spender.
Sicher steht noch viel Forschungsarbeit aus, aber die Zukunft ist sehr vielversprechend. Das eingefrorene Nabelschnurblut kann noch nach Jahrzehnten verwendet werden. Im Lübbecker Krankenhaus ist nach den Sommerferien eine Informationsveranstaltung zur Stammzellgewinnung aus Nabelschnurblut geplant.

Artikel vom 04.06.2005