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Freie Fahrt im Museum

Ausstellung »Haller Willem einst und jetzt« ist eröffnet

Steinhagen (anb). Es gab Zeiten, da war der Steinhagener Bahnhof morgens schwarz vor Menschen, und der Haller Willem konnte fast gar nicht alle aufnehmen. Es gab aber auch Zeiten, da war er ein Geisterzug, da beförderte er den lieben langen Tag nur wenige Hundert. Höhen und Tiefen einer einzigartigen Bahngeschichte, die manch wundersame Wendung nahm. Im Historischen Museum wird sie nun wieder lebendig.

Am Freitagabend wurde in den Räumen im Schlichte Carree die Ausstellung »Haller Willem - einst und jetzt« eröffnet. Passend zur Reaktivierung der Strecke bis Osnabrück am kommenden Freitag, ist das Museum nun am Zug. Viel Herzblut und manchen Schweißtropfen hätten über ein Vierteljahr die Vorbereitungen gekostet, dankte Museumsvereins-Vorsitzender Dieter Flöttmann den Ausstellern. Über manches Prunkstück verfügt die Präsentation. Da wären an die beiden Modellbahnen von Jürgen Schnadwinkel (mit historischem Dampf-Haller-Willem vorm alten Bahnhof Westbarthausen) und von Karl-Heinrich Godejohann (Steinhagener Bahnhof und Gleisanlage) zu nennen. Da hat aber auch der Deutsche-Bahn-Mitarbeiter Burkhard Stremmer fünf Aktenordner voller Dokumente zur Verfügung gestellt, da wären die Bilder vom modernen Haller Willem sowie die zahlreichen historischen Exponate von Bodo Janicke zu erwähnen.
Der Haller Willem in Bewegung - sehr zur Freude der (leider nicht zahlreicher erschienenen) Vernissage-Besucher. Und so richtig lebendig wurde er, als Dr. Siegfried Finke zu erzählen begann. Der Amshausener gehört zu den engagierten Kämpfern für die Strecke in der Initiative Haller Willem.
Er ließ deren großen Zeiten und tiefen Krisen noch einmal Revue passieren, berichtete von den Massen an Berufspendlern in den 40-er und 50-er Jahren ebenso wie vom Einsatz der Schienenbusse, die in den 60-er Jahren Kosten sparen sollten, aber wegen kurzer Achsstände schaukelten wie »ein Äppelkarren«. Zurückgehende Fahrgastzahlen, ausgedünnte Fahrpläne - was war Ursache, was Folge? Die Strecke wurde immer unattraktiver. 1984 der erste Tiefpunkt mit der Schließung des Abschnitts Dissen-Osnabrück für den Personenverkehr, 1991 die Stilllegung zwischen Hilter und Kloster Oesede. Schließlich neue Hoffnung, als die Initiative den Landkreis Osnabrück und das Land Niedersachsen für den Haller Willem gewinnen konnte. Das vielversprechende Rentabilitätsgutachten und die Expo brachten den Zug wieder nach vorn, der sich heute mit 3300 Fahrgästen am Tag - und nach der Erweiterung bald wohl noch mit mehr - als Nordwestbahn auf sicheren Gleisen bewegt. Nur eines schmerzt: »Dass es trotz des Interesses anliegender Firmen keinen Güterverkehr mehr gibt . . .«
Die Ausstellung läuft bis zum 11. September. Während der Öffnungszeiten des Museums donnerstags von 15 bis 17 und samstags von 10 bis 12 Uhr sind auch die Aussteller vor Ort - Ausnahme: Samstag, 11. Juni.

Artikel vom 04.06.2005