04.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bünder Spediteur vor Gericht

50-Jähriger soll tausende Stangen von Zigaretten geschmuggelt haben

Bünde/Bielefeld (hz). Dem Bünder Spediteur Lucas de K. (50) droht eine langjährige Haftstrafe. Seit Freitag muss sich der 50-Jährige mit einem ehemaligen Angestellten (28) wegen Zigarettenschmuggels im großen Stile von Ungarn nach Großbritannien vor der 9. Großen Strafkammer des Landgerichtes Bielefeld verantworten.

Lucas de K. und sein mutmaßlicher Komplize, der Schlosser Jan W., sitzen seit dem 7. Dezember vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Die Schwerpunktabteilung der Staatsanwaltschaft Bielefeld zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität wirft de K. und dem Schlosser Jan W. vor, von Juni 2003 bis November 2004 mit dem Zigarettenschmuggel einen Steuerschaden von 1,677 Millionen angerichtet zu haben.
Als Haupttäter gilt der Spediteur. Er soll, über Hintermänner der ungarischen Mafia, in mindestens sieben Fällen zehntausende Stangen von Zigaretten aus dem osteuropäischen Land nach Großbritannien gebracht haben. Die illegale Ware, versteckt unter Auto- oder Küchenteilen und als Serviettenpakete getarnt, wurde mit Fahrzeugen der Firma von Lucas de K. transportiert. Am Steuer der Lkw saßen entweder ahnungslose Fahrer der Spedition oder der Chef selbst. Allerdings war Lucas de K. nur mit mäßigem Erfolg tätig. Mehrere seiner Schmuggelfrachten wurden unter anderem in Großbritannien abgefangen, einmal war der 50-Jährige sogar von der dortigen Polizei vorläufig festgenommen worden.
Lucas de K. wies Freitag vor Gericht die Anklagevorwürfe der Staatsanwaltschaft weit von sich. Dass Zigaretten an Bord seiner Fahrzeuge versteckt gewesen seien, davon habe er nichts gewusst. »Ich habe in Ungarn mit Küchen- und Wohnzimmermöbeln gehandelt«, so die Aussage des Bünders.
Umso überraschender kam am Freitag das Geständnis seines Mitangeklagten Jan W.. Der 28-Jährige, ehemals bei de K. als Schlosser angestellt, brach sein Monate langes Schweigen und gab an, dass beim Spediteur in Bünde immer wieder illegale Fracht aus Osteuropa eingetroffen sei. Auch sei regelmäßig ein Pärchen aus Ungarn auf dem Firmengelände zu Besuch gewesen. In zwei Fällen habe er sogar Lucas de K. beim Schmuggeln begleitet und sei im Auto vorausgefahren, um den »Chef« im Lkw vor drohenden Polizeikontrollen zu warnen.
Aufgeflogen war der ganze Fall nach einem Tipp der Behörden in Ungarn. Dort wurden drei Hintermänner der Mafia verhaftet. Sie sollen jetzt ausgeliefert werden, um im aktuellen Verfahren gegen de K. auszusagen. - Der Prozess wird Dienstag fortgesetzt.

Artikel vom 04.06.2005