04.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Wort zum Sonntag

Von Pastor Holger Niehausmeier


Der Sonntag - Konsumtag oder Geschenktag? »Du sollst dich nicht langweilen«, so lautet das Haupt-Gebot der Erlebnisgesellschaft. Wer sich am Sonntag langweilt, der muss sich schuldig fühlen und etwas daran ändern. Was läge näher, den Sonntag zum Kauftag zu machen? »Ich kauf mir was, denn Kaufen macht so viel Spaß«. Konsumieren wird zur Hauptforderung des Lebens. "Consumo, ergo sum", ich konsumiere, also bin ich. Wer sich nichts leisten kann, der ist nichts wert.
Der Sonntag kann stattdessen deutlich machen, dass wir als Menschen ganz und gar unser Leben als Geschenk verstehen können. Welche Geschenke können wir am Sonntag feiern?
1. Gott hat die Welt geschaffen, und das dürfen wir am Sonntag bestaunen und bewundern. Mensch, Tier und Umwelt sind nicht ein selbstgemachtes Werk. Nicht wir sind die Macher des Lebens, sondern Gott ist der Allmächtige, der bewahrt und beschützt.
2. Christen feiern am Sonntag die Auferstehung Jesu. Jesus hat durch sein Sterben am Kreuz und durch seine Auferstehung dem Tod die Macht genommen. Wir sind beschenkt, weil wir, wenn wir an Jesus Christus glauben, ewiges Leben empfangen. Das muss gefeiert werden.
3. Wir dürfen am Sonntag ruhen. Der Stress-Pegel in den Informationsgesellschaften steigt unaufhörlich. Welch eine Befreiung kann es sein, am Sonntag einfach mal zur Ruhe zu kommen. Jesus ruft es in unsere rasante und hektische Zeit hinein: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch zur Ruhe bringen." (Matthäus 11,28).
Der Sonntag darf für uns ein Tag der Sammlung, Zurüstung und Ruhe sein. Im Zentrum sollte der Gottesdienst stehen. Denn der Mensch lebt nicht vom Konsum allein, »sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht« (Matthäus 4,4). Wir brauchen die Botschaft der Bibel - jeden Sonntag, jeden Tag - damit wir uns auf das Wesentliche im Leben ausrichten können. Gott liebt uns, er ruft dich und mich in seine Gemeinschaft. Dieses Wesentliche werden wir immer mehr vergessen, wenn wir den Sonntag im Einkaufspark oder in der Fußgängerzone verbummeln. Alternativen? Nein, nicht der Fernseher! Sondern: Gottesdienst besuchen, Erleben der Schöpfung, Freunde und Verwandte einladen oder andere besuchen, etwas mit anderen spielen, ein Buch lesen. Verkaufsoffene Sonntage, sei es zur Fußball-Weltmeisterschaft oder an besonderen Sonntagen, machen uns nicht offener, sondern werden uns auf lange Sicht eher die Seele und die Kehle zuschnüren.

Artikel vom 04.03.2006