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Keine Freude an
neuen Gardinen

Angeklagter (42) trickste sich selbst aus

Herford (cl). Weil er seine neuen Gardinen zu schnell aufgehängt hatte, bekommt der 42-jährige Kosovo-Albaner Besim G. (Name geändert) 16 Monate lang wieder schwedische (Gardinen) zu sehen.

Der Angeklagte konnte seine Heiterkeit nicht zurückhalten, als ihm dämmerte, womit er sich verraten hatte. Nur seine Verteidigerin glaubte noch zwei Stunden später an seine Unschuld und forderte allen Ernstes einen Freispruch für sämtliche Anklagepunkte - immerhin 17 Betrugsfälle mit einem Gesamtschaden von mehr als 4 100 Euro. Im August 2003 wurde der geschiedene Angeklagte nach 22 Monaten Gefängnis in die Freiheit entlassen. Er eröffnete ein Konto bei der Sparkasse Bielefeld, später auch bei der Commerzbank Herford und bekam sofort anstandslos EC-Karten. Damit kaufte er im nächsten Dreivierteljahr fleißig im Lastschriftverfahren ein. Natürlich wusste er, dass kein Cent auf seinen Konten war. Zweimal meldete er bei der Agentur für Arbeit, dass der Postscheck mit dem Arbeitslosengeld, das er sich in der JVA erworben hatte, nicht angekommen sei. Beide Male bekam er die gut 600 Euro ein zweites Mal. Kurz darauf stellte sich heraus, dass er jeweils schon vorher die Postschecks gegen Unterschrift und unter Vorlage seiner Duldungsverfügung eingelöst hatte. Im Juli 2004 kaufte er eine vier Meter lange Teppichbodenrolle, einen Teppich und Gardinen. Er lud sich alles auf den Rücken und lehnte Hilfe ab, weil er nur wenige Meter zurückzulegen habe. Als der Geldeinzug platzte, schickte der Geschäftsinhaber einen Mitarbeiter auf die Suche. Dieser sah schon zwei Häuser weiter im dritten Stock die blauen Gardinen hängen. Besim G. versprach, sich um die Bezahlung zu kümmern. Daraus wurde nichts. Später half er beim Abbau, als die Firma in Polizeibegleitung die Waren wieder abholte. Angeklagt waren nur 15 Käufe, die Kontoübersicht des Angeklagten zeigte aber 150 geplatzte Lastschriftverfahren.

Artikel vom 04.06.2005