04.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Begeisterter
Empfang für
Sebastian

WM-Dritter aus Helsinki zurück

Harlinghausen (ko). »Ich hatte Angst, ich hatte einfach nur Angst - bis zur letzten Minute«, kann Sebastian Pohler aus Harlinghausen seinen mit Wissen und handwerklichem Geschick erbrachten Erfolg noch gar nicht fassen: Von den 38. Berufsweltmeisterschaften, die jetzt in Finnlands Hauptstadt Helsinki stattfanden, kehrte der 21-jährige Zentralheizungs- und Lüftungsbauer am Donnerstagabend mit der Bronzemedaille fest in seinen Händen nach Hause zurück.
Sebastian Pohler (2.v.l.) wurde von Freunden und Nachbarn mit wehenden Fahnen empfangen: Seine Eltern Alfred und Linde (r.), Freundin Jennifer Morzik und seine Meister Wilhelm Delicat und Harald Röhling sind überaus stolz. Fotos: Andreas Kokemoor
Im Vergleich der weltweit besten Nachwuchs-Sanitärmonteure belegte er Rang drei hinter dem Goldmedaillengewinner aus dem Gastgeberland Finnland sowie dem Vizeweltmeister aus Dänemark. In seinem Berufsfeld gingen insgesamt 21 Teilnehmer an den Start. Nur fünf kamen in die Wertung. Die anderen gaben vorher auf oder schafften den Zeitrahmen nicht. Insgesamt rangen 700 Teilnehmer aus 37 Ländern in 40 Berufen um Weltmeistertitel. Deutschland errang insgesamt vier goldene, vier silberne und drei bronzene Medaillen.
Vier Tage lang musste Sebastian Pohler unter Zeitdruck vor internationaler Jury maßgenau biegen, schweißen, löten, schrauben und Rohre millimetergenau verlegen und ein funktionierendes Rohrnetz in einer zwei Meter mal zwei Meter großen Wand verlegen. »Das Material war exakt abgezählt, das Werkzeug wurde gestellt. Der Platz zum Arbeiten abgeklebt. Jede Kleinigkeit wurde bewertet. Sauberkeit und Sicherheit, einfach alles«, so Pohler. »Eigentlich wie im richtigen Arbeitsalltag, nur viel genauer.« Mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: »Mal ehrlich, wenn auf dem Bau mal ein Rohr bricht und ein neues genommen werden muss, dann ist das eben so - aber nicht bei der Berufs-WM. Die Gesellenprüfung war hiergegen ein Klacks«, und er fügt hinzu: »Als ich fünf Minuten vor Schluss endlich fertig war und abgegeben habe, habe ich immer noch gedacht: bloß nicht Letzter werden. Ein Sportler hat immer mehrfach die Möglichkeit, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, an einer Berufs-Weltmeisterschaft kann jeder nur ein Mal in seinem Beruf starten«, so Pohler.
Die Aufgabe war ihm von seinem Betreuer Ulrich Wedel aus Hessen nur annähernd beschrieben worden, so dass sich Sebastian Pohler zu Hause in seiner Werkstatt vorbereiten konnte.
Doch während viele andere Nationen ihre Handwerker in eigens dafür bereit gestellten Zentren vorbereiteten, war Sebastian Pohler auf sich und die Prüfungen vergangener Jahre allein gestellt: ein Zeitdruck, den der Junggeselle von Wilhelm Delicat und Harald Röhling von der Firma Schuster aus Rahden zusätzlich belastete - aber nicht umwarf. Seine beiden Meister: »Wir wussten schon immer, dass er gut ist.«
Den Beruf des Zentralheizungs- und Lüftungsbauers erlernte der Weltmeisterschafts-Dritte bei Flömer in Hedem. Bei der Lossprechung seiner Gesellenprüfung erhielt er einen Buchpreis. Bei der anschließenden Bewertung auf Kammerebene stand er zum ersten Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen. Es folgten Platz eins auf Landesebene, und im Dezember des vergangenen Jahres erneut Platz eins auf Bundesebene. Dort schaffte er die Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Sein Vater Alfred Pohler, Energieberater bei einem großen Energieversorger und in vier Berufen Meister: »Schon als Schuljunge hat mir mein Sohn über die Schulter geschaut und so das Interesse und die Leidenschaft für seinen Beruf gewonnen.« Und schon während der Ausbildungszeit hat Sebastian Pohler mehrere Schweißer-Prüfungen erlangt. Der Dank für seinen Erfolg galt seinen Eltern, seinem Ausbildungsbetrieb, dem HBZ sowie seinem »Gesellenbetrieb« - und natürlich seinen Freunden, Nachbarn und Bekannten: »Das ist wie ein Mosaik«. Im August möchte Sebastian Pohler sein Fachabitur machen. Anschließend möchte er studieren.

Artikel vom 04.06.2005