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Ende Juni kommt das
letzte Baby zur Welt

Ev. Krankenhaus: Frauen müssen künftig nach Gütersloh


Gütersloh/Rheda (mdel). Es ist eine Entscheidung, die von den Beschäftigten des Evangelischen Krankenhauses Rheda nur schweren Herzens akzeptiert wird: Zum 1. Juli muss die Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe geschlossen werden. Sie wird dem Städtischen Klinikum Gütersloh angegliedert.
»Wir verlieren eine Abteilung, die in der Bevölkerung anerkannt ist, weil das Land der Fortführung nicht zustimmt. Das ist sehr bedauerlich«, sagt Verwaltungsleiter Harald Geier. Jährlich wurden immerhin 1300 Frauen in Rheda behandelt, darin enthalten sind knapp 600 Geburten. Für den ärztlichen Direktor Tilman Schröder ist die Entscheidung noch heute absolut unverständlich: »Das Land ignoriert die ortsnahe Versorgung. Zwischen Ahlen und Gütersloh ist von Juli an keine gynäkologische Hauptabteilung mehr vorhanden. Das geht am Bedarf vorbei.« Gynäkologie und Geburtshilfe waren eine Säule des Rhedaer Krankenhauses. Entsprechend groß sind die Konsequenzen: Von 130 Beschäftigten haben 54 die Kündigung erhalten. Das Städtische Klinikum Gütersloh will davon elf übernehmen, unterschriftsreife Verträge haben zum Beispiel sechs Hebammen aus Rheda vorliegen. »Die werdenden Mütter sollen die Möglichkeit bekommen, mit den Hebammen zusammenzuarbeiten, die sie kennen«, sagt Harald Geier.
Von der Kapazität her ist es für das Städtische Klinikum kein Problem, die Frauen aus Rheda-Wiedenbrück zusätzlich zu behandeln. »Wir haben die Kreißsäle erneuert und erweitert«, berichtet Chefarzt Dr. Joachim Hulde. Allerdings gehen die Verantwortlichen davon aus, dass nicht alle Patientinnen den Weg nach Gütersloh mitgehen werden.
Trotz der Veränderungen sollen die Operationssäle in Rheda weiterhin genutzt werden. Geplant ist, dass kleinere, ambulante Eingriffe dort vorgenommen werden. Tätig sein wird dort unter anderem Dr. Jens Mecklinger. Dieser scheidet am Evangelischen Krankenhaus zwar aus, steigt aber in die Praxis von Dr. Kötter-Foitzik in Wiedenbrück mit ein. Eine Absichtserklärung zwischen ihm und dem Städtischen Klinikum bezüglich der ambulanten Operationen liegt bereits vor. Ihre Arbeit fortsetzen wird die Elternschule in Rheda. Dagegen wird sich Verwaltungsleiter Harald Geier künftig verstärkt um die Altenheime Rheda und Versmold kümmern. Beide werden ebenfalls von der Evangelischen Stiftung Rheda betrieben. Der Bescheid zur Krankenhausplanung lässt weiter auf sich warten. »Wir rechnen täglich damit«, sagt Geier.

Artikel vom 03.06.2005