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Mit Sport gegen Drogen immun

Leichtathletik-Idol Harald Schmid kam auf Einladung der Caritas

Paderborn (WV). Sportvereine sind gut geeignet, wenn es darum geht, Jugendliche auf einen kompetenten Umgang mit Drogen vorzubereiten. Doch nicht immer klappt das. Wie Vereine, Trainer und Eltern positiv Einfluss nehmen können, kann Harald Schmid am besten beschreiben.

Das frühere Leichtathletik-Idol - rank und schlank wie in seinen besten Tagen auf der Tartanbahn - betreut seit Jahren eine Öffentlichkeitskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Im Rahmen der Aktionswoche Sucht stellte er seine Thesen auf Einladung des Caritas-Verbandes im Heinz Nixdorf Museumsforum vor.
Friedhelm Hake, Leiter der Caritas-Suchtkrankenhilfe, gab als Einlader das Thema vor. Einerseits gilt es unwidersprochen, dass Sportvereine eine hohe Integrationskraft auf Jugendliche ausüben. Andererseits haben Studien belegt, dass viele Jungen und Mädchen in den Vereinen auch »das Saufen lernen« können.
Beispiele wie die Weißbierduschen, mit denen sich Spitzensportler nach Pokalsiegen gegenseitig beglücken, hält auch Harald Schmid für unglücklich, weil sie ein falsches Vorbild geben. Andererseits gibt der frühere Leistungssportler zu, dass er heute ab und zu einen Rotwein trinkt. Nicht die Droge allein ist die Gefahr, so lautet seine Botschaft, sondern der un-vernünftige und unkontrollierte Umgang damit. Außerdem lassen sich Drogenkonsumenten - auch jugendliche - kaum durch Druck oder Ermahnungen bekehren: Wer erfolgreich Prävention betreiben will, muss anderswo ansetzen.
Hier sieht Schmid, der nach seiner Sportkarriere zum Doktor der Sportmedizin promovierte, die Aufgabe der Sportvereine. Sie sollen den »Gefühlstank« der jungen Menschen auffüllen. Wenn Jugendliche die Möglichkeit haben, ihre Kreativität zu entwickeln, Spaß, Abenteuer, Begeisterung zu erleben, aber auch die Anerkennung und Geborgenheit einer Gemeinschaft bekommen, werden sie gegen die falschen Verlockungen der Drogen immunisiert. Denn Alkohol und Nikotin, Cannabis und Medikamente bieten nur Ersatz für wirkliche Gefühle an. Wer aus dem Vollen lebt, braucht sie nicht mehr.
Sport bietet die besten Voraussetzungen für diese „Immunisierung“. Der Sport schafft sich eine eigene Welt, in der soziale (Lern-) Prozesse erleichtert werden. Allerdings müssen Trainer, Erzieher und Vereinsvorstände vernünftige Rahmenbedingungen schaffen und richtig betreuen und ausbilden. Vor allem auf die Trainer kommt es an. Er ist, so Harald Schmid, »Vorbild, Vertrauter, Bezugsperson«.Doch nicht jeder ist ein pädagogisches Naturtalent, das dieser Aufgabe ohne Anleitung gerecht wird. Deshalb bietet das Bundesamt für gesundheitliche Aufklärung, für das Schmid arbeitet, Fortbildungen und weiterführende Hilfen an. Immerhin haben seit 1995 schon 12 000 Übungsleiter an diesen eintägigen, kostenlosen Seminaren teilgenommen.

Artikel vom 03.06.2005