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Suchtgefahr droht
auch beim Lottospiel

Experten warnen vor einem neuem Risiko: Keno

Bünde/Herford (BZ). In Deutschland wird die Zahl der Glücksspielabhängigen auf etwa 150 000 geschätzt - darunter sehr viele Lottospieler. Obwohl dem Lottospiel durch die - im Vergleich zu anderen Glücksspielen - längere Spielzeit von Experten bisher ein geringeres Suchtpotenzial zugeordnet wird, so zeigt die Praxis dennoch, dass sich auch mit diesem Glücksspiel etliche Menschen ruinieren können.

Die Gewinnausschüttung beträgt beim Lottospiel nur 50 Prozent und dabei gewinnen 98 Prozent der Teilnehmer nichts. Für einen Systemschein kann ein süchtiger Spieler rund 4000 Euro pro Ziehung einsetzen.
Eine zusätzliche Gefahr bietet seit einigen Wochen das neue Spiel der Firma Westlotto »Keno«. Weil hier nicht wöchentlich sondern täglich hohe Gewinnausschüttungen »bis zu einer Million Euro« locken, ist die Möglichkeit abhängig zu werden, kritisiert Gudrun Plaumann vom Diakonischen Werk in Herford.
Der Spielaufbau ist ähnlich wie Bingo und wird gespielt wie in den deutschen Casinos. Der einzige Unterschied zum Casino-Automaten besteht darin, dass am Automaten 80 Zahlen vorhanden sind, auf dem Keno-Schein nur 70. Nach Erfahrungen von betroffenen Spieler braucht derjenige, der mit Leidenschaft Keno (Bingo) gespielt hat, nun nicht mehr ins Casino fahren, sondern kann täglich in den Lotto-Annahmestellen spielen.
In der aktuellen Therapiegruppe der Beratungsstelle für Glücksspielabhängige und Angehörige im Diakonischen Werk in Herford sind von zwölf Glücksspielabhängigen zwei Personen süchtige Lottospieler - eine weitere Person hat das Lottospiel mit dem Automatenspiel kombiniert.
Durch das süchtige Lottospielen haben die Betroffenen ihre Arbeitsstellen verloren und sind zum Teil kriminell geworden, um die finanziellen Mittel für ihre Sucht zu beschaffen.
In der Herforder Beratungsstelle für Glücksspielabhängige und ihre Angehörige, die zum Diakonischen Werk gehört, werden seit 1987 krankhafte Spieler beraten. Sie befindet sich in Herford, Auf der Freiheit 25.
Die Hilfseinrichtung bietet unter anderem psychosoziale Beratung in Form von Einzel-, Paar- bzw. Familienberatung; Angehörigengruppe; ambulante Rehabilitation bei krankhaftem Glücksspiel; Schuldnerberatung und Geldmanagement sowie Vermittlung und Vorbereitung von stationären Therapiemaßnahmen.
Sie vermittelt ausschließlich in Fachkliniken, die über ein qualifiziertes und erprobtes Konzept zur Behandlung Glücksspielsüchtiger verfügen.
Weitere Informationen zu diesem Themenkomplex gibt Mitarbeiterin Gurdrun Plaumann unter % 05221 / 59 98-38 oder per E-Mail unter gudrun.plauman@dw-herford.de.

Artikel vom 03.06.2005