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»Nehme Bonan mit nach Bustedt«

Lust auf eine neue Küche? Scheidendes FCG-Urgestein »Koni« baut persönlich auf

Von Dirk Heidemann
Gütersloh (WB). 13 Jahre lang hielt Dirk Konerding seine Knochen für den FC Gütersloh hin. Der Dank: Ein Blumenstrauß. »Leider hat mich der Verein nicht gefragt, ob ich hier in einer anderen Funktion weitermachen möchte«, kann der 36-Jährige seine Enttäuschung nicht verbergen. Doch nachtragend ist der Ex-Profi, der zum Bezirksliga-Primus SG Bustedt wechselt, nicht. Am Sonntag steht dem Manndecker ein bewegender Abschied bevor.

Sie haben alle Höhen und Tiefen des FCG miterlebt. Welches war der schönste, welches der schlimmste Augenblick?Dirk Konerding: Die Aufstiegsfete zur 2. Liga vor 5000 Leuten auf dem Berliner Platz war der Wahnsinn. Geschockt war ich, als zu Zweitligazeiten eines Tages die Steuerfahndung bei mir klingelte. Vier Stunden lang haben die mein Haus durchsucht und sogar in der Unterwäsche meiner damaligen Frau herumgewühlt. Besonders bitter: Einer der Steuerfahndungs-Typen war gleichzeitig Schiedsrichter und hatte mir wenige Wochen zuvor in einem Meisterschaftsspiel die rote Karte gezeigt.
Auch eine stattliche Anzahl an Trainern haben Sie beim FCG begleitet. Ihr Resümee?Dirk Konerding: Jeder hatte seine Macken, aber eine echte Pfeife war nicht dabei. Und selbst wenn - ich würde es auch nicht sagen. Nachkarten bringt doch sowieso nichts. Ich hatte auch mit niemandem richtigen Stress. Selbst mit Maik Walpurgis habe ich kein Problem mehr.
Wie beurteilen Sie die Zukunftsaussichten beim FCG, gerade vor dem Hintergrund der am Donnerstag publik gemachten Neuzugänge?Dirk Konerding: Von den Namen her hört sich das Ganze nicht schlecht an, mit dieser Truppe müsste der FCG eigentlich ganz oben mitspielen. Aber die Liga wird mit den Absteigern aus Dortmund und Bielefeld sowie dem starken Aufsteiger Westfalia Herne, wo bis zu 5000 Mann im Stadion sind und eine riesige Euphorie entfacht haben, sicherlich nicht schwächer. Zu den bisherigen Neuzugängen: Alexander Kuschmann ist ein guter Keeper, aber er schleppt noch etwas Übergewicht mit sich herum. Marco Antwerpen hat im Hinspiel zwei Kopfballtore gegen mich gemacht, der Kerl hat einen Riecher vor dem Kasten. Marcus Fischer war zu seiner Glanzzeit extrem schnell, hoffentlich wir er wieder der Alte. Mit Yusuf Kaba hat der FCG aber eine starke Alternative. Die Dortmunder kenne ich nicht.
Mit welchen Gefühlen werden Sie am morgigen Sonntag zum letzten Mal den Heidewald-Rasen betreten? Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages zum FC Gütersloh zurückzukehren - vielleicht als Manager oder sportlicher Leiter?Dirk Konerding: Ich werde sicherlich etwas traurig sein. Es fällt mir schwer, den Verein nach so langer Zeit zu verlassen. Eine Rückkehr halte ich nicht für ausgeschlossen. Ich habe einen guten Draht zu Thomas Hagedorn und werde die Entwicklung weiter genau verfolgen. Heike Horstmann aus dem Jugendvorstand hatte mich mal angesprochen, ob ich etwas im Nachwuchsbereich machen möchte. Aber von Vereinsseite kam dann nichts mehr, die Sache ist im Sand verlaufen.
Was haben Sie zum Ende ihrer Karriere noch in Bustedt vor?Dirk Konerding: Eigentlich sah es ja danach aus, als sollten wir weiter in der Bezirksliga spielen. Aber vor dem letzten Spieltag ist Bustedt nun punktgleich mit Klosterbauerschaft, nachdem sie dort vor ein paar Wochen mit 8:5 gewonnen haben - zur Pause lag Bustedt übrigens noch mit 2:4 zurück. Steigt die SG in die Landesliga auf, dann wollen im kommenden Jahr auch in die Verbandsliga. Neben mir gibt es da noch einige andere gestandene Fußballer, die ihre Karriere locker ausklingen lassen. Und wenn Heiko Bonan nichts anderes findet, dann ist schon klar, dass ich ihn mit nach Bustedt nehme.
Beruflich sind Sie in der Möbelbranche zu Hause. Wie sieht Ihre Tätigkeit genau aus?Dirk Konerding: Mein Vater und ich betreiben einen kleinen Familienbetrieb. Wir machen vom Verkauf bis hin zur Büroarbeit alles selbst. Ich habe mich auf den Küchen-Bereich spezialisiert. Ich plane die Küche und komme auch persönlich zum Kunden, um sie aufzubauen. Wenn es etwas zu meckern gibt, dann kann der Kunde direkt mit mir meckern.
Sie sind seit langer Zeit mit Melanie Kämpchen befreundet. Wann läuten die Hochzeitsglocken und wie sieht es mit dem Fußball-Nachwuchs im Hause Konerding aus?Dirk Konerding: Also erst einmal läuten am 18. Juni für Daniel Eckel und am 23. Juli für Helge Bittner die Glocken. Ich war ja schon mal verheiratet und verspüre nicht den Drang, es noch einmal zu tun. Wir sind jetzt acht Jahre lang zusammen und Melanie hat es mittlerweile akzeptiert, dass wir wohl nicht mehr heiraten werden. Auch Kinder sind kein Thema.

Artikel vom 04.06.2005