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Erst acht Stellen für Hüllhorster

Optionsmodell mit Anlaufschwierigkeiten - 350 Bedarfsgemeinschaften ?

Hüllhorst (ber). Überstunden und zusätzliche Arbeitstage an Wochenenden haben die Einführung des Arbeitslosengelds II und die damit verbundenen gesetzlichen Veränderungen auch den Mitarbeitern im Hüllhorster Sozialamt beschert. Einen durchschlagenden Erfolg in Sachen Arbeitsvermittlung haben die Veränderungen allerdings noch nicht gebracht.

Gerade einmal acht Langzeitarbeitslose oder ehemalige Sozialhilfeempfänger aus Hüllhorst konnten durch die Bemühungen der kreiseigenen Pro Arbeit seit Jahresbeginn in neue Arbeitsstellen vermittelt werden. Für drei Hüllhorster gibt es zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen, 24 stecken in so genannten »Ein-Euro-Jobs« oder Arbeitsgelegenheiten und mit insgesamt 60 Hüllhorstern ohne Arbeit wurden bisher Wiedereingliederungsvereinbarungen geschlossen.
Das sind Zahlen, die Ralf Bierstedt, Vorstand der für das Arbeitslosengeld II zuständigen »KomJob« im Kreis Minden-Lübbecke, jetzt im Sozialausschuss der Gemeinde bekannt gab. Das Augenmerk habe in den Anfangsmonaten auf der Aufbauarbeit und der rechtzeitigen Auszahlung der Gelder gelegen, so Bierstedt vor den interessierten Ausschussmitgliedern.
Der Kreis Minden-Lübbecke gehört zu den acht nordrhein-westfälischen Kreisen und kreisfreien Städten, die vom so genannten Optionsmodell Gebrauch gemacht haben. Statt dass Bundesagentur für Arbeit gemeinsam mit den Kommunen in Auszahlung und Vermittlung aktiv ist, schultert hier der Kreis die ganze Arbeit: Die Kommunen vor allem, was die Auszahlung betrifft, der Kreis bei Widersprüchen, die KomJob (eine neu gegründete Anstalt öffentlichen Rechts) koordiniert Geldflüsse und übernimmt Controlling und Öffentlichkeitsarbeit und die Pro Arbeit die Vermittlungstätigkeit.
Dabei liegt der Schwerpunkt noch stark auf dem Fallmanagement und nach Ansicht der Hüllhorster Ausschussmitglieder noch zu wenig auf der Vermittlung. Im für Hüllhorst zuständigen Büro der Pro Arbeit in Lübbecke gibt es neben Teamleiter und Sekretärin einen Vermittler und drei Fallmanager, berichtete Ortrud Marten den interessierten Kommunalpolitikern.
Die Aufbauarbeit wird mindestens noch einige Wochen weiter gehen, und auch die personelle Sollstärke der Pro Arbeit ist noch nicht erreicht. Zurzeit arbeiten 45 Mitarbeiter in dieser gemeinnützigen GmbH, bis Anfang Juli sollen es voraussichtlich 60 sein.
Da den optierenden Kreisen und auch den Arbeitsagenturen eine Übergangsfrist von einem halben Jahr eingeräumt wurde, werden ständig noch neue Akten ausgewertet. Noch steige die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, sagte Bierstedt. Dem Kreis Minden-Lübbecke seien Geldmittel für etwa 7700 Bedarfsgemeinschaften zugewiesen worden, weit mehr als 10 000 dürften es in einigen Wochen sein. Zurzeit wird gerade die fünfstellige Zahl erreicht.
In Hüllhorst sind bis jetzt 205 Bedarfsgemeinschaften mit 430 Hilfeberechtigten registriert, diese Zahl dürfte sich nach Erwartung von Bierstedt auf 350 einpendeln. Kritische Nachfragen gab es im Ausschuss zur Situation von Langzeitarbeitslosen, die wegen der Einkünfte von Familienmitgliedern kein Arbeitslosengeld II erhalten. Sie haben auch keinen Anspruch darauf, von der Pro Arbeit betreut zu werden, was Bürgermeister Wilhelm Henke unglücklich findet: »Gerade deswegen haben wir doch optiert, damit wir uns besser um »unsere Leute« kümmern können«, sagte er. Und eine weitere Sorge von Ausschussmitgliedern galt Familien, die ohne Anspruch auf Förderung plötzlich ohne alle Mittel darstehen könnten. Doch hier konnte Sozialamtsleiter Horst Lammermann beruhigen: Wer Hilfe brauche, weil der Kühlschrank wirklich leer sein, könne immer auf einen Einkaufsgutschein von der Gemeinde zählen.

Artikel vom 03.06.2005