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Mit Reis und Hühnchen zum Titel

Deutscher Meister Jörg Busse (47) tritt morgen bei der Bodybuilding-EM an

Von Per Krüger (Text und Foto)
Löhne (LZ). Reis und gebratene Hühnerbrust kann Jörg Busse nicht mehr sehen. Denn seit drei Monaten ernährt sich der 47-Jährige von kaum etwas anderem. Doch die eiserne Disziplin lohnt sich. Der Löhner ist frischgebackener Deutscher Meister im Bodybuilding und stellt sich am Samstag der muskelbepackten Konkurrenz bei der Europameisterschaft.

Busse verteilt 100 Kilogramm Muskeln auf 180 Zentimeter Körpergröße - sein Wettkampfgewicht, wie er sagt. »Außerhalb der Vorbereitungsphase trage ich bis zu 15 Kilogramm mehr Gewicht mit mir herum«, sagt das Kraftpaket, dessen Oberarm mehr Umfang hat als der Oberschenkel eines Durchschnittsmenschen
Doch weil erst recht bei einem Bodybuilder von nichts nichts kommt, zieht es Busse seit einem Vierteljahr zweimal täglich, morgens und abends, in den Kraftraum des Fitness-Studios »Sunset« an der Weihestraße, in dem der 47-Jährige auch angestellt ist. »So manches Mal muss ich wirklich den inneren Schweinehund überwinden, um mein Training einzuhalten«, gesteht er. Doch am Ende siegt der Ehrgeiz über die Versuchung, eine Einheit auszulassen oder nach Herzenslust zu schlemmen. »Man muss in dieser Phase auf vieles verzichten, wenn man etwas erreichen möchte.«
Jörg Busse ist im Kraftsportbereich ein Spätstarter. Erst seit zwölf Jahren betreibt er Bodybuilding. »Bis zum Alter von 35 Jahren habe ich Kickboxen als Leistungssport betrieben. Dann aber hat der Körper nicht mehr richtig mitgemacht, und ich bin zum Kraftsport gewechselt« - und das mit großem Erfolg: Vor eineinhalb Jahren wurde er bereits Deutscher Vize-Meister und belegte Platz vier bei der WM.
Nun möchte es Jörg Busse bei den EM-Titelkämpfen der über 40-Jährigen in Solingen noch einmal wissen, bleibt aber Realist. »Mit der EU-Osterweiterung sind in diesem Jahr erstmals Länder vertreten, die im Bodybuilding-Bereich unheimlich stark sind. Ich wäre bereits sehr zufrieden, wenn ich in die Finalrunde der besten Sechs einzieh.«
In dieser Woche ist Jörg Busses Ernährungsplan um eine Gemeinheit angereichert worden. »Kurz vor dem Wettkampf muss der Körper entwässert werden, damit die Muskeln gut definiert sind. Ich esse entsprechend viel Reis, Hühnchenfleisch und Haferflocken.« Damit soll es nach dem Wettkampf erst einmal vorbei sein: »Sonntag wird in jedem Fall gegrillt«, kündigt der Löhner an. Nur eines kommt bestimmt nicht auf den Rost: »Hühnerfleisch.«

Artikel vom 03.06.2005