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Ganz wie ihre berühmten Vorbilder

Die Cover-Band »Stayin' Alive« ließ die legendären »Bee Gees« aufleben

Von Andrea Pistorius
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Niemand hat in der frühen Pop-Ära so herzergreifende romantische Balladen gesungen wie die Brüder Gibb, besser bekannt als die »Bee Gees«.

Die Imitation, die die Band »StayinÕ Alive« in der Paderhalle präsentierte, war perfekt - bis auf den nasalen Quäkton des Original-Trios, aber der war durchaus verzichtbar. Das Publikum zumindest war hingerissen und verließ in der zweiten Konzerthälfte seine Plüschsitze, um am Rand der Bühne zu tanzen.
»StayinÕ Alive« bezeichnet sich selbst als die weltbeste »Bee Gees«-Coverband: Das zu beurteilen erscheint schwierig zu sein, doch das Quintett kommt ganz nah ran an die Superstars der 60er und 70er Jahre, die zeitweise die »Beatles« an Ruhm übertrafen. Die Paderborner »Bee Gees«-Fans waren jedenfalls überrascht, nicht nur eine stimmliche, sondern auch durchaus eine optische Ähnlichkeit bei den drei Hauptakteuren festzustellen.
Michael Clift sieht aus wie Barry und beherrscht wie sein Vorbild den Falsettgesang meisterlich. Wayne Hoskins bearbeitet wie einst Maurice das Keyboard, wobei er natürlich Hut trägt. Und der schmale David Scott kann nur Robin sein, der zwischen seinen vital-präsenten Brüdern irgendwie zu verschwinden droht. Ergänzt wird das Trio durch den Bassisten Tony Richards und den Drummer Michael Mitchell.
Das bloße Absingen von Evergreens wie »To Love Somebody« oder »Massachusetts« wäre zu langweilig gewesen, und so ergänzte die Retro-Band ihren Vortrag mit einer opulenten Licht- und Videoshow. Kaleidoskopartig fließende Bildfolgen schufen den psychedelischen Rahmen für Schmusesongs wie »IÕve gotta get a Message to You«, und während der Barry-Kopist seinen Tenor bei »StayinÕ Alive« in extreme Höhen schraubte, lief der legendäre Videoclip der Original-»Bee Gees«, die singend durch eine kriegszerstörte Ruinenstadt laufen.
Dieses Beiwerk erst machte das Konzert spannend. Das Publikum erlebte nicht nur akustisch, sondern auch optisch die Zeit der großen »Bee Gees«-Erfolge in den 60er und 70er Jahren. Zu »Nightfever« wirbelte John Travolta übers Disco-Parkett, und bei »Spicks und Specks« waren die echten Chartstürmer aus Australien mit bravem Pagenkopf und Rüschenhemd zu sehen. Dazwischen waberte Bühnennebel, flammten farbige Lichtblitze auf, und das Publikum hielt es kaum auf den Sitzen.
Und das war das einzige Manko an diesem wunderbaren Konzert, das mit seiner musikalischen Live-Darbietung und mit seiner Bühnenshow einfach nur Spaß machte: Denn wen kribbelt es bei Songs wie »I.O.I.O.« oder »Dancing« nicht in den Füßen? Besser wäre es gewesen, aus dem Konzert- einen Tanzsaal zu machen, dann hätte die Band die Resonanz erlebt, die sie wirklich verdiente.

Artikel vom 04.06.2005