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Fliegenplage im Hühnerdorf

Anwohner in Westerwiehe haben mit lästigen Insekten zu kämpfen

Von Meike Oblau
Rietberg-Westerwiehe (WB). Faul in der Sonne liegen, nachmittags auf der Terrasse Kaffee trinken, abends gemütlich grillen? Für die Anwohner der Kaunitzer Straße, der Tegelheide und am Furlbach in Westerwiehe undenkbar. Seit drei Jahren haben sie im Sommer mit einer Fliegenplage zu kämpfen. Sie machen die Hühnerstallungen in unmittelbarer Nähe dafür verantwortlich.

Ein anonymer Brief, der in der Redaktion des WESTFALEN-BLATTES landete, vermutete übermäßigen Fisch- und Tierkot am nahegelegenen Steinhorster Becken als Ursache. Bereits im vergangenen Jahr stellte das Ordnungsamt der Stadt Rietberg zusammen mit dem Kreisveterinäramt und einem Experten der Landwirtschaftskammer Nachforschungen an.
Woher die Fliegen genau kommen, ist bis heute unklar. »Vom Steinhorster Becken kommen sie jedenfalls nicht, das hat uns Herr Dr. Klenner von der Landwirtschaftskammer erklärt«, sagt Anwohnerin Mathilde Isenborth auf Nachfrage. Sie und ihre Nachbarn Ira Beckhoff, Christiane Beiwinkel, Helmut Jürgenhake, Gisela Henrichfreise, Anette Kleinemeier und Renate Kriener haben ganz andere Vermutungen, woher die Fliegen stammen. »Aus den umliegenden Hühnerställen«, sind sich die Anwohner sicher, »die Kotgruben dort werden zu selten gespritzt. Ein idealer Wachstumsort für Fliegen.«
Alles haben die Westerwieher schon probiert, um die ungebetenen Besucher wieder los zu werden. Fliegengitter, Klebestreifen, Chemie - nichts hat gewirkt. »Draußen sitzen geht gar nicht mehr, und auch im Haus haben wir keine Ruhe. Wir haben 800 Euro für Fliegengitter ausgegeben, trotzdem ist alles schwarz vor lauter Fliegen. Beim Kochen und beim Essen ist es total ekelig. Wir wissen nicht mehr, was wir noch machen sollen. Und von der Stadt kümmert sich niemand«, schimpfen die Nachbarn. Das sieht die Stadtverwaltung anders, betont Wilfried Dörhoff vom Rietberger Ordnungsamt: »Nachdem wir bereits im vergangenen Jahr in dieser Angelegenheit tätig geworden sind, hat es Anfang Mai erneut Anliegerbeschwerden gegeben. Wir haben Kontakt zu Viehhaltern aufgenommen, die als potentielle Verursacher in Frage kommen. Niccht alle haben sich einsichtig gezeigt, aber wir sind von der rechtlichen Seite her mit unserem Latein am Ende.« Es gebe keine Verpflichtung für die Hühnerhalter, regelmäßig zu spritzen, die Fliegen stellten zudem keine Gefährdung, sondern »nur« eine Belästigung dar. »Wir können dort nicht weiter eingreifen. Wir haben alles gemacht, was rechtlich für uns möglich war, offenbar ohne durchschlagenden Erfolg. Die letzte Möglichkeit wäre jetzt, dass die Anwohner auf zivilrechtlichem Wege klagen, das wäre dann wohl das ultimative Mitttel«, erläutert Dörhoff. Auch Umweltschutzberater Paul Hölscher ist in der Westerwieher Fliegen-Angelegenheit bereits tätig gewesen. »Die nahe der Kaunitzer Straße auftretende Fliegenpopulation entspricht nicht mehr dem normalen Umfang, wie es in Gegenden mit landwirtschaftlicher Nutzung üblich ist«, bestätigt er. Die gemeine Stubenfliege entwickele sich nun einmal am besten in warmer, kotiger Umgebung. Die Stadt werde nun erneut versuchen, den Verursacher ausfindig zu machen und ihn zu beraten. Fliegen könne man chemisch bekämpfen, aber auch mit einer speziellen Schädlingsfliegenart, die die Larve der gemeinen Stubenfliege abtötet.

Artikel vom 02.06.2005