02.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Kreisliga-Hooligans« ausschließen


Zu Fan-Auseinandersetzungen nach dem Kreisliga-Meisterschaftsspiel FC Boffzen gegen den MTV Fürstenberg (2:2) erreichte unsere Sportredaktion folgender Leserbrief.

Ich war am Sonntag, 29. Mai mit meinen Söhnen (drei und fünf Jahre) Zuschauer des Meisterschaftsspiels zwischen dem FC 08 Boffzen und dem MTV Fürstenberg. Es war das wichtige Spiel am vorletzten Spieltag, der Spitzenreiter spielte gegen den Tabellenzweiten. Zudem handelte es sich um das immer emotionsgeladene Nachbarschaftsderby. Herrliches Fußballwetter und eine große Kulisse schufen die besten Voraussetzungen für einen schönen Fußballnachmittag. Es folgte ein kampfbetontes von beiden Seiten emotional geführtes Spiel, dass mit einem leistungsgerechten 2:2-Unentschieden endete. Nach dem Schlusspfiff verabschiedeten sich alle Beteiligten vorbildlich per Handschlag, und die Zuschauer bedankten sich mit Applaus für das gute Spiel.
Wir fuhren dann auf Fahrrädern Richtung Ausgang, als sich urplötzlich aus dem Nichts um uns herum eine Menschenansammlung bildete, in der gedroht, gepöbelt, getreten sowie gespuckt wurde. Extrem gewaltbereite Zeitgenossen mussten zurückgehalten werden, um Schlimmeres zu verhindern. In einem nun unübersichtlichen und nicht einzuschätzenden chaotischen Gemenge, blieb mir nichts anders übrig, als die Fahrräder liegen zu lassen und beide Kinder im Laufschritt weit entfernt in Sicherheit zu bringen Nach einiger Zeit beruhigten sich die Gemüter beziehungsweise wurden beruhigt. Wir konnten den Heimweg endlich fortsetzen.
Danach folgte der Versuch, meinen verstörten Kindern zu erklären, warum sich erwachsene Menschen (Sportler?) nach einem Fußballspiel derart daneben benehmen und nur durch ein massives Aufgebot an Platzordern und Besonnenen daran gehindert werden können, anderen Gewalt anzutun. Was ist von einer Gesellschaft zu halten, in der Familien beim Besuch eines Kreisliga-Fußballspiels, Angst um die Sicherheit ihrer Kinder haben müssen. Die Frage nach Schuld, Beteiligten, Nationalitäten etc. spielt für mich keine Rolle und ist auch völlig belanglos. Von Sportlern und deren Umfeld erwarte ich, dass sie sich nach einem Spiel friedlich verhalten. Ansonsten haben sie auf Sportplätzen nichts zu suchen. Eine passende Antwort auf die Frage meines dreijährigen Sohnes am Abend »Papa, warum waren die Menschen heute auf dem Sportplatz so böse?», suche ich noch immer. Für Vorschläge von den Beteiligen wäre ich dankbar.
Zum Schluss fällt mir noch das Motto der Fußball WM 2006 in Deutschland (zu Gast bei Freunden) ein und bin mir sicher, dass sich dann unsere Gäste besser benehmen werden als die »Kreisliga-Hooligans« am Sonntag.
JÜRGEN ORTMANNFranzosenweg 1837691 Boffzen

Artikel vom 02.06.2005