02.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kammerspiele im Narrenzug

Marketing-Ideen vorgestellt

Von Andrea Pistorius
Paderborn (WV). Die Westfälischen Kammerspiele sind in der Region viel zu wenig bekannt. Und: Jugendliche besuchen kaum eine Theatervorstellung. Das soll sich ändern, meint die Intendanz, und ließ von angehenden Betriebswirten ein Marketing-Konzept erstellen.

Mit der Studie hat sich ein viertes Semester der Fachschule für Wirtschaft am Berufskolleg Schloß Neuhaus beschäftigt; die Studierenden sind berufstätige Kaufleute, die sich in einem dreijährigen Ausbildungsgang zum Betriebswirt weiter qualifizieren. Teil des Unterrichts ist ein praxisbezogenes Projekt, das die Studierenden in eigener Regie organisieren. Eine Klasse entschied sich für die Kooperation mit den Kammerspielen, weil sie die Entwicklung eines Marketingkonzeptes für einen Kulturbetrieb als eine besondere Herausforderung ansah.
Drei Monate hatten die 27 beteiligten Studierenden Zeit, die Geschichte und wirtschaftliche Situation der Kammerspiele zu recherchieren, den Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad des Theaters zu ermitteln (dafür wurden 900 Personen im Hochstift Paderborn befragt) und schließlich Vorschläge für eine Imageverbesserung zu entwickeln.
Das Ergebnis stellte die Fachklasse am Dienstagabend einem großen Auditorium vor, dem Vertreter aller gesellschaftlichen Kreise angehörten. Dabei wies sie mit Blick auf den geplanten Theaterneubau besonders darauf hin, dass die Kammerspiele künftig sehr viel selbstbewusster auftreten sollten. Raus aus der Nische, mitten hinein ins städtische Leben: Das sollte eines der Ziele sein. Die anderen sind nach Ansicht der Projektgruppe die Erhaltung des Stammkundenkreises und das Gewinnen neuer Besucher.
Der Intendanz gaben die Marketingexperten gleich einen ganzen Katalog voller Ideen an die Hand. Stammkunden zum Beispiel sollten regelmäßig von den Kammerspielen Informationspost bekommen. Man könnte sie auch an der Stückauswahl beteiligen oder in einen Literarischen Salon mit Schauspielern einladen.
Neue Besucher lassen sich durch Mundpropaganda zufriedener Theatergäste und durch Werbung gewinnen. Die Studierenden verweisen da nicht nur auf finanziell interessante Partner wie Kino und Internet; sie würden auch einen Karnevalswagen ausstatten oder einen Trikotsatz mit dem Theater-Logo bedrucken lassen und einer Fußball-Bezirksliga-Mannschaft zur Verfügung stellen.
Wichtig ist nach Einschätzung der angehenden Betriebswirte ein neues Logo, da das bestehende leicht mit dem Markenzeichen eines Textildiscounters verwechselt werden könne. Und natürlich sollten in der Stadt mehr Hinweisschilder aufgestellt werden und auch die Zusammenarbeit mit den Schulen könnte intensiver sein. Doch am besten wäre eine Umbenennung der Kammerspiele: Der Name klinge klein und unbedeutend, hieß es, ideal wäre die Bezeichnung Stadttheater Paderborn.
Intendantin Dr. Merula Steinhardt-Unseld lobte »die guten und pfiffigen Gedanken« des Projektteams. Einige Anregungen werde sie aufnehmen und - auch mit Hilfe der Stadt - auf eine baldige Umsetzung drängen. Auch der Förderverein der Kammerspiele nahm die Vorschläge aufmerksam zur Kenntnis und wird sie in seiner nächsten Zusammenkunft erörtern.

Artikel vom 02.06.2005