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Revolution für den Nachschub

Software aus Halle vernetzt erfolgreich Kunden und Lieferanten

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Für Industriebetriebe, die das System schon nutzen, war die Einführung ein gewaltiger Schritt nach vorn. Für die P.S. Cooperation GmbH aus Halle, die Erfinderin sozusagen, geht es weiter wie im Schneeballsystem. Die Erfolgsgeschichte eines kleinen Unternehmens.
Die kleine runde Plakette an der Kiste ist der Transponder, das Schild (unten) enthält als Kontrolle noch mal die wichtigsten Lieferanten-Daten.

Gründer Hartmut Ottliczky (50) stammt aus einem Zulieferbetrieb der Industrie. Bei Böllhoff in Bielefeld, Hersteller von Verbindungselementen (Schrauben, Nieten, Dübel, Gewinde, Muttern in Kunststoff oder Metall) war er Geschäftsführer Marketing und Vertrieb und beschäftigte sich schon lange mit dem Problem, wie man Industrie und Zulieferer so vernetzen könnte, dass eben diese Kleinteile immer so rechtzeitig da sind, dass keine große Lagerhaltung erforderlich ist, gleichzeitig aber auch kein Leerlauf in der Produktion entstehen kann.
Ottliczky baute schon bei Böllhoff ein System auf, dass sich an das aus Japan stammende Kanban anlehnt. Das Grundprinzip: Ist ein Kasten mit Kleinteilen leer, wird eine Karte mit den Produktinformationen an den Einkauf weitergeleitet, der daraufhin die Bestellung herausgibt. Mit einem Lieferanten ein noch übersichtliches System, mit vielen allerdings droht das Chaos. Im Zuge seiner Recherchen zu besseren Lösungen stieß der in Borgholzhausen wohnende Schwabe auf die Transponder-Technologie - und die war der Schlüssel zum Erfolg.
Der Transponder speichert alle Produktinformationen und übernimmt im Prinzip die Funktion der Kanban-Karte. Nur hat die Einkaufsabteilung mit dem weiteren Fortgang der Dinge nur noch peripher zu tun. Ein leerer Kasten mit Transponder beispielsweise wird an einem Lesegerät vorbeigeführt, die Daten werden erfasst und im PC verarbeitet. ist eine Mindestmenge erreicht, geht über den Server bei »P.S.« in Halle und das Internet an den vernetzten Lieferanten die Bestellung hinaus. Name oder Artikelnummer des Kunden werden dabei automatisch übertragen in die Bezeichnung beim Kunden. Nur beim Wareneingang kommt wieder der Mensch ins Spiel: Die angelieferten Kleinteile müssen wieder mit den richtigen Transpondern zusammengebracht und im P.S.-System erfasst werden.
An dieses System, so Hartmut Ottliczky, kann man beliebig viele Lieferanten anschließen. Renommierte Kunden praktizieren es bereits: Draeger-Medizintechnik oder Siemens beispielsweise. Oder Steag-Hamatech. Der Hochtechnologie-Hersteller aus Sternenfels in Baden-Württemberg benötigt zum Beispiel für ein Produkt 278 Teile von 70 verschiedenen Lieferanten. Alles läuft über P.S. Cooperation und ihr System »el/ka/sy« (elektronisches Karten-System), das sich bereits zu einer echten Marke entwickelt hat. Bei Steag-Hamatech wird demnächst das neue Werk in der Slowakei ebenfalls über »el/ka/sy« versorgt - von sogar 300 Lieferanten aus ganz Europa.
Die vierköpfige Mannschaft aus Halle genießt bei all diesen Operationen eine absolute Vertrauensstellung: Auf dem Server hier laufen alle Daten und Preise der jeweiligen Produkte zusammen. Und es ist absolut sichergestellt, bekräftigt Hartmut Ottliczky, dass niemand über das System im anderen Unternehmen »spionieren« oder sich über Preise informieren kann, die vielleicht ein Mitbewerber bekommt.
»Unser System ist so einfach, die technischen Möglichkeiten sind gegeben - man muss sie nur zusammenfügen«, steckt der 50-Jährige noch voller Pläne. Sein neuestes Produkt verspricht ebenfalls ein Erfolg zu werden: Auf einem Transponder, ins Produkt eingebaut, könnte man alle Informationen speichern, die für eine mögliche spätere Reparatur oder für eine Fehleranalyse nötig wären. Bei der jüngsten Messe »e_procure« in Nürnberg jedenfalls stieß auch dieses Produkt aus Halle auf großes Interesse.

Artikel vom 02.06.2005