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Thyssen gibt Gas in Bielefeld

Autozulieferer investiert 40 Millionen Euro in neue Produktionshalle

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Stahlteile aus Bielefeld fahren bereits in vielen Automobilen mit. Künftig werden es noch mehr. Die Thyssen Umformtechnik, eine Tochterfirma der großen ThyssenKrupp AG, investiert derzeit am Standort Brackwede mehr als 40 Millionen Euro in den Bau einer neuen Produktionshalle.
ThyssenUmformtechnik produziert in seinem Werk in Bielefeld-Brackwede unter anderem Blechteile für die Außenhaut von Automobilen. Kunden sind fast alle großen Autohersteller. Foto: Bernhard Hertlein
Mit 10 800 Quadratmetern ist die neue Anlage die zweitgrößte auf dem Firmengelände. Auf den fünf Einzelpressen, die durch Roboter zu 40 Meter langen Produktionsstraßen verbunden werden und im vierten Quartal 2005 in Betrieb gehen, werden »innovative Stahlsorten«Êzu komplexen Feinblechbau-Teilen umgeformt.
Welche innovativen Stahlsorten gemeint sind, wollte Franz Helbrecht, seit 1. Oktober 2004 Marketing-Chef in Brackwede, noch nicht verraten. Nur soviel: Durch die enorme Investition werde die Produktionskapazität in Brackwede auf jeden Fall deutlich erhöht. Die meisten der 50 neuen Mitarbeiter würden derzeit bereits in ihre künftigen Aufgaben eingearbeitet.
Das Thyssen-Werk produziert bereits seit 1893 in Bielefeld. In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgte der Schwenk auf die Automobilindustrie. Heute erzielt ThyssenKrupp etwa 10,6 Milliarden Euro Umsatz mit diesem Industriezweig. Der Gesamtumsatz des Düsseldorfer Konzerns, der weltweit 184 358 Mitarbeiter beschäftigt, erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 39,3 Milliarden Euro. Außer dem Automobilbereich gehören dazu unter anderem die Produktion von Stählen, Aufzügen, Schiffen und anderen Verkehrssystemen (Transrapid), Maschinen- und Anlagenbau und ein großer Sektor Dienstleistungen.
Die zum Automotive-Bereich gehörende ThyssenUmformtechnik produziert an drei Standorten -Êneben Bielefeld auch Ludwigsfelde südlich von Berlin sowie in Carignan im Nordosten Frankreichs. 1580 der 2120 Beschäftigten arbeiten in Brackwede. Hier werden sowohl Karrosserieteile wie zum Beispiel Kotflügel oder Türaußenbleche als auch Chassis-Teile wie Vorderachsträger oder Querlenksysteme gefertigt. Zu den Kunden gehören Helbrecht zufolge alle großen Automobilhersteller. ThyssenUmformtechnik engagiert sich dabei auch an der Forschung und Entwicklung innovativer Materialien. Das neuerdings bei der Verzinkung etwa von Querlenkern und Vorderachsträgern eingesetzte »Microzinq D4« verbessert Helbrecht zufolge den Korrosionsschutz, reduziert das Gewicht und ist verträglicher für die Umwelt.
Die Automatisierung ist am Standort Bielefeld besonders weit fortgeschritten. Deshalb werden im Zweigwerk Ludwigsfelde vor allem Kleinserien produziert sowie außerdem Auto-Zuliefererteile aus Aluminium. In Ludwigsfelde arbeiten 450, in Carignan weitere 90 Beschäftigte.
Zusätzlich zu den großen Pressen werden in der neuen Halle auch eine Platinen-Schneidanlage und eine logistische Einheit installiert. An der Südseite der Halle wird eine große Photovoltaik-Anlage angebracht, deren Strom auch ins öffentliche Netz der Stadt Bielefeld eingespeist werden soll.

Artikel vom 01.06.2005