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Das Ampelmännchen
und die Markenrechte

Zwei Unternehmer streiten sich vor Gericht in Leipzig

Leipzig (dpa). Einst vom Untergang bedroht, ist das Ost- Ampelmännchen längst zur Kultfigur in Ost und West geworden. 15 Jahre nach der Wiedervereinigung ist das Männchen mit Hut ein begehrter Souvenir- und Designartikel. Damit wächst seine wirtschaftliche Bedeutung - und prompt gibt es Streit.

Im Kampf um die Markenrechte ist das Ampelmännchen inzwischen zum Fall für die Justiz geworden. Zwei Unternehmer aus Sachsen und Berlin kämpfen um die Markenrechte. Kommenden Dienstag treffen sie sich vor dem Landgericht in Leipzig.
»Wir bauen den Ampelmann professionell auf«, sagt der Berliner Designer Markus Heckhausen. Seinem Kontrahenten in Wildenfels bei Zwickau wirft er vor, davon zu profitieren. Als Geschäftsführer der Zwickauer Verkehrstechnik Roßberg GmbH sei der Ingenieur Joachim Roßberg in einem völlig anderem Metier tätig. Markenrechte beim Patentamt haben sowohl der 44-jährige Wessi als auch der 54-jährige Ossi. Der eine viele, der andere wenige.
Bislang war das kein Problem. »Wir haben anfangs sogar eine gewisse Zusammenarbeit versucht«, sagt Roßberg. »Doch dann hat er versucht, die Marke allein zu bekommen.« Heckhausen beschreibt seine Klage als rein unternehmerischen Akt: Das Gesetz sehe eine Löschung von Markenrechten vor, wenn diese fünf Jahre lang nicht genutzt worden sind. Dies sei im vorliegenden Fall so, sagt der Designer. »Die Löschung hätte jeder beantragen können. Wir haben aufgepasst, dass wir das machen, um unser Unternehmen zu sichern«, sagt Heckhausen.
Roßberg wehrt sich gegen die Löschung und führt an, er nutze seine Markenrechte kontinuierlich. Im Internet vertreibt er neben den originalen Ampelscheiben unter anderem Kaffeebecher und T-Shirts mit dem Symbol.
Der Sachse bezeichnet sein Unternehmen als »Wiege des Ampelmanns«: Zu DDR-Zeiten war er alleiniger Hersteller der Ampeln. Zwischenzeitlich hat er auch eine Ampelfrau entwickelt.
Der Gegner hat seine Zuneigung zu der Symbolfigur Mitte der 1990er Jahre entdeckt und sich für deren Erhalt eingesetzt, als sie nach der Wende dem schlankeren West-Symbol Platz machen sollte. Mit einer Lampe aus dem Originalglas begann seine Vermarktung des Ampelmanns. Inzwischen reicht die Produktpalette vom Schlüsselanhänger über den Keksausstecher bis hin zu Badetuch und Flip Flops. Aus dem Ein-Mann-Betrieb ist die Ampelmann GmbH geworden mit drei Geschäften in Berlin und 30 Angestellten.
Durch das Geschäft mit dem Ampelmann hat sich zwischen dem gebürtigen Tübinger und dem Erfinder der Kultfigur, Karl Peglau, eine engere Beziehung entwickelt. Auf den Internetseiten des Designers beschreibt der Diplom-Psychologe und Ingenieur die Entstehungsgeschichte seiner Figur, die im Oktober 1961 ihre Geburtsstunde hatte. »Wenn es sein Gesundheitszustand zulässt, wird Peglau mit zum Prozess kommen«, sagte Heckhausen.
www.ampelmann.de
www.original-ampelmann.de

Artikel vom 01.06.2005