09.06.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Froh, Flug überstanden zu haben

Flugverbot für Onur Air kann nicht überraschend gekommen sein


Zum Thema Flugverbot für Onur Air:
Kam die Entscheidung des Luftfahrtbundesamtes (LFB) Onur Air, die Start- und Landerechte in Deutschland vorläufig zu entziehen, für viele Flugreisende und Reiseveranstalter (?) auch überraschend, so musste die Fluggesellschaft selbst doch schon lange mit einer solchen Reaktion rechnen. Oder glaubte man wirklich, dass das LFB nur ein Papiertiger ist? Vor zwei Jahren bereits war ich Gast in einer dieser schon betagten Airbus-Maschinen auf der Strecke Antalya - Hamburg.
War der Hinflug noch »lediglich« durch eine neue Erfahrung im Bereich Service und Qualifikation der Kabinencrew gekennzeichnet, was bei den günstigen Flugpreisen vielleicht noch zu verstehen war, so führte der Rückflug dazu, dass auch ich erstmals bei der Landung in Hamburg applaudierte. Nicht etwa weil es alle so machten, - wer applaudiert eigentlich in der Stadtbahn beim Erreichen der Zielhaltestelle? -, sondern weil man einfach froh war, wieder sicheren Boden unter den Füßen und den Flug sicher überstanden zu haben.
So viele Reparaturbleche wie an dieser Maschine hatte ich in meinem Leben noch nicht annähernd an einem anderen Flugzeug gesehen, und auch die vielen (durchschimmernden) Namen der Vorgänger-Fluggesellschaften erzeugten nicht gerade besonderes Vertrauen.
In der Kabine hingen Teile der Deckenverkleidung herab, Gurtschlösser ließen sich teilweise nicht fixieren, so dass Fluggäste zum bewährten Mittel des Knotens greifen mussten, und dann sprangen beim Start auch noch reihenweise Gepäckfächer auf, was die Kabinencrew dazu veranlasste, diese während des Starts einfach zuzuhalten. . . 
Versetzen wir uns also aus dem Flugzeug einfach in unser aller Auto. Würde es da einen Fahrzeughalter und natürlich auch den betreffenden Fahrer wundern dürfen, wenn die Polizei das Fahrzeug bei solchen Mängeln stilllegt oder zumindest die Weiterfahrt untersagt? Und was, wenn dazu der Fahrer seinen Führerschein sowie den Fahrzeugschein nicht vorlegen kann? Onu Air hat hier aus Renditegründen an der notwendigen Sicherheit gespart und nun die Quittung dafür bekommen. Bedauerlich nur, dass letztendlich die Fluggäste trotzdem die Leidtragenden sind. Aber lieber Stunden verspätet zu Hause oder am Urlaubsort ankommen als eventuell Schaden an Leib und Leben nehmen.
Ein Dank gebührt hier den Verantwortlichen beim LFB, die diese unpopuläre Entscheidung zu unserer aller Sicherheit getroffen haben. Andere Fluggesellschaften werden es sich jetzt reiflich überlegen, mit derartigen Sicherheitsrisiken in den deutschen Luftraum einzufliegen. Bleibt nur zu hoffen, dass jetzt nicht politischer Druck auf das LFB ausgeübt wird, um Onur Air frühzeitig wieder in die Luft zu lassen. Erst reparieren, dann starten - so muss die Devise lauten.
CARSTEN HALW33659 Bielefeld

Artikel vom 09.06.2005