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Nach Rettung in den Ruhestand

Trainer Kaiser kann beim SV Höxter das Unmögliche möglich machen

Von Jürgen Drüke
Höxter (WB). Es war Sonntag, 8. Mai, als den Kreisstädtern die letzte Hoffnung auf ein weiteres Jahr in der Landesliga genommen wurde. Nach dem 2:5 in Borgholz betrug der Abstand auf das rettende Ufer acht Zähler. Nicht nur die Pessimisten sprachen an diesem Tag vom sicheren Abstieg. Der SVH hatte seine letzte Chance verspielt. Drei Wochen später jedoch ist das Unglaubliche eingetreten. Der SVH ist wieder da.

Wenn am kommenden Sonntag der letzte Spieltag angepfiffen wird, könnten die Höxteraner sogar mit einer Niederlage das Klassenziel erreichen. Vorausgesetzt, der unmittelbare Konkurrent SC Vlotho geht gegegen den Tabellenzweiten RW Maaslingen erneut leer aus. So wie das seit Sonntag, 8. Mai, Standard bei den Vlothoern ist: 0:3 gegen Dützen, 0:3 gegen Jöllenbeck, 1:2 gegen Türk Sport Bielefeld und nun 2:7 gegen den FC Bad Oeynhausen. Auf der anderen Seite siegte der SVH ab dem 16. Mai dreimal in Folge und hat damit aus seinen ehemals 22 Punkten 31 gemacht. Damit liegen die Schützlinge von Siggi Kaiser vor dem Saisonfinale einen Punkt vor Vlotho: 4:3 gegen Harsewinkel, 3:2 gegen Spexard und am Sonntag 4:2 gegen Dützen. Der »Kaiser« und seine Mannen haben fleißig gepunktet und blasen nun zum Abschluss-Halali. Ein Sieg gegen Türk Sport Bielefeld und das Ergebnis Vlotho gegen Maaslingen hätte nicht mehr als zweitrangige Bedeutung.
»Trotzdem setzen wir natürlich darauf, dass Maaslingen noch einmal motiviert zur Sache geht«, hat SVH-Coach Siggi Kaiser für den Fall der Fälle die Schützenhilfe nicht ausgeklammert. Ein Pluspunkt für den Viertletzten, Kaiser hat einen im wahrsten Sinne des Wortes guten Draht zu seinem Maaslinger Trainer-Kollegen Andreas Schwemling. »Telefonisch haben wir uns Woche für Woche über die Landesliga-Konkurrenz ausgetauscht«, berichtet der SVH-Übungsleiter. Schwemling wird sich und seine Mannschaft nun ganz in den Dienst des Siggi Kaiser und des SV Höxter stellen. »Wenn Maaslingen Normalform erreicht, dann dürfte Vlotho große Probleme bekommen«, weiß nicht nur der Coach des SVH.
In Vlotho wird inzwischen das Gerücht gestreut, Konkurrent Höxter habe in den vergangenen Wochen seine Siege gekauft. Ein weiteres Indiz für die Hilflosigkeit des SCV. Die Unterstellung aus Vlotho als gutes Zeichen für die Rot-Weißen von der Weser, die vor drei Wochen keine Chance besaßen und diese nutzten. Vlotho hingegen konnte seine so üppig vorhandenen Matchbälle nicht nutzen. »Wir haben uns mit eigener Kraft aus dem Tief gezogen«, stellt Kaiser heraus. Die Mannschaft hat trotz der Tiefschläge Anfang Mai - 1:4 beim direkten Konkurrenten SC Vlotho und drei Tage später 2:5 im Derby beim VfB Borgholz - doch noch die Kurve gekriegt. Und dabei war das Team selbst von SVH-Fußball-Abteilungsleiter Hans Marbach abgeschrieben worden. Marbach hatte sich bereits mit der Bezirksliga abgefunden, weil er in den Wochen vor dem 16. Mai von der Mannschaft zu oft enttäuscht worden war. »Sicherlich sind die Routiniers bei uns phasenweise nicht so in Erscheinung getreten, wie es hätte sein müssen. Die jungen Akteure, die bei uns hochmotiviert sind, waren in diesen Situationen überfordert«, blickt Kaiser noch einmal kritisch zurück.
Doch das ist Vergangenheit, für die der SVH beinahe mit dem Abstieg bezahlt hätte. Jetzt kann nach einer Zittersaison doch noch alles gut werden. Siggi Kaiser, der den SVH im Herbst 2004 von seinem Vorgänger Didi Wedegärtner auf einem Abstiegsplatz übernahm, kann doch noch der Retter werden und will sich dann in den Fußball-Ruhestand begeben.

Artikel vom 01.06.2005