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Bewahrer der
alten »Ämter«

Traditionsbewusste Wiedenbrücker

Rheda-Wiedenbrück (WB). Der Fronleichnamstag ist der Tag der Eucharistie und in Wiedenbrück seit vielen Jahrhunderten auch Tag der Gilden und Ämter. Diese historischen Berufsgemeinschaften, früher auch Zünfte genannt, nehmen jedes Jahr morgens an der Eucharistiefeier und an der Prozession teil. Nachmittags oder abends treffen sie sich zu den Gildeversammlungen.

Von den früher sieben »Ämtern« gibt es heute noch vier: das Kramer-, Leder-, Schmiede- sowie das Schreiner- und Tischler-Amt. Nur noch Erinnerung sind das Drill- und Leintuchmacher-Amt, das Schneider- sowie das Bäcker-Amt.
Die Existenz der Gilden reicht bis in das 12. Jahrhundert zurück; ihre Blütezeit war im 15. und 16. Jahrhundert. Erst 1913 verloren die Zünfte ihre tatsächliche Bedeutung in der Gesellschaft. Innungen entstanden. Traditionsbewussten Wiedenbrückern ist es zu verdanken, dass das Zunftwesen im Kern erhalten blieb.
Hier ein Überblick aus den Versammlungen der Gilden. Das Leder-Amt, alte Bezeichnung Schuhmacher-, Fleischer- und Lohgeber-Amt, tagte in der Gaststätte »Zum Paradies« (ursprünglich bildeten früher die Tischler und Schmiede eine Zunft. 1614 erfolgte die Trennung). Gildemeister Gerhard Knöbel, sein Sohn Thomas (Amtsknecht) und Schriftführer Ferdi Klodt bleiben in ihren Ämtern. Zu den 20 Mitgliedern - alle haben in irgendeiner Weise mit der Herkunft des Leders, seiner Verarbeitung oder Ledererzeugnissen zu zu tun Ñ gehören mit Gabriele Neitemeier und Brigitte Monkenbusch auch zwei Frauen. Über das Alter dieses Amtes geben Einträge in das Amtsbuch Auskunft. Danach wurde bereits 1659 die Amtsfahne gründlich ausgebessert.
Das Schmiede-Amt kam in der Gaststätte »Altes Gasthaus« zusammen. In diesem Amt treffen sich Männer aus allen metallverarbeitenden Berufen. Den Vorsitz führte Manfred Meyer. Der langjährige Gildemeister, Wilhelm Baumhus, und sein Vertreter, Karl-Josef Kornhoff, konnten aus familiären Gründen nicht teilnehmen. Meyer leitete für sie die Neuwahlen, die eine Bestätigung für den Gildemeister brachte. Neuer Amtsknecht wurde Frank Meyer. Bis 1614 bildeten die Tischler und Schmiede gemeinsam das St. Peters Amt.
Gildemeister des Schreiner- und Tischler-Amtes ist Willi Michels. Die Würde eines Ehren-Gildemeisters hat Otto Klasmeier. Drei neue Mitglieder wurden in der Versammlung im Hohenfelder Brauhaus aufgenommen. Damit erhöht sich die Mitgliederzahl auf 44. Sie kommen aus den Bereichen der Bauberufe. Gildemeister Michels wurde einstimmig wiedergewählt. Neuer Amtsknecht ist satzungsgemäß Ulrich Wagener. Er löste Raimund Freesmeier ab. Wie alle Gilden, halten die Schreiner die alten Dokumente in Ehren. 1652 kamen im Rathaus 25 Tischlermeister zusammen und beschlossen ein neues Amtsstatut.
Lange gehörten die Kramer und die Schneider in einer Gilde beisammen. Palmsonntag 1598 erfolgte die Trennung. Die Berufe blieben aber in gutem Kontakt. Und als die Schneider ihr Amt 1982 aufgaben, wurden die Schneidermeister Willi Brüser und Stephan Maasjosthusmann wieder in das Krameramt aufgenommen. Familie Druffel stellt seit vielen Generationen die Gildemeister. In der jüngsten Versammlung im Ratskeller wurde Clemens Druffel-Spinola in seinem Amt bestätigt. Drei neue Mitglieder wurden aufgenommen.

Artikel vom 01.06.2005