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Motor soll wieder mehr Dampf bekommen

Kreis-Wirtschaftsförderer Albrecht Pförtner stellt neues Konzept vor

Kreis Gütersloh (igs). 5000 Arbeitsplätze sind in den vergangenen drei Jahren im Kreis Gütersloh verloren gegangen. Eine Zahl, die Albrecht Pförtner ganz klar signalisiert, dass es in Sachen Wirtschaftsförderung höchste Eisenbahn ist. Am Montagabend präsentierte der Leiter der Wirtschaftsförderung des Kreises Gütersloh in Versmold das Konzept für eine Wirtschaftsförderungs-GmbH, die dem Wirtschaftsmotor wieder mehr Dampf im Kessel machen soll.

Eins musste der Chef-Wirtschaftsförderer gleich einräumen: Messbare Ergebnisse für Erfolg oder Misserfolg kann er nicht vorweisen. »Früher hat man den Unternehmen Gewerbeflächen zur Verfügung gestellt und gesagt, jetzt macht mal«, sagt Pförtner. Das reiche heute längst nicht mehr aus. Er sieht die Zukunft der Wirtschaftsförderung im Kreis Gütersloh - bislang kümmern sich vier Mitarbeiter der Kreisverwaltung darum - in einer GmbH. Schwerpunkttätigkeiten sollen sein: Hilfestellung bei der Internationalisierung, Generierung von qualifizierten Existenzgründungen, Unterstützung bezüglich EU-Förderung und der Technologie-Transfer zwischen Wirtschaft und Hochschule.
Um diese Ziele ansteuern zu können, benötigt Pförtner die finanzielle Hilfe von Kreis, Kommunen und der Wirtschaft. Natürlich sei der Kreis Gütersloh ein guter Standort - mit stagnierender oder leicht abfallender Tendenz. Pförtner appelliert: »Jetzt haben wir die Kraft und die Möglichkeit, uns neu aufzustellen. Wenn wir dem Arbeitsplatzverlust nichts entgegensetzen, werden wir uns in drei oder vier Jahren in Sachen Wirtschaftsförderung neu aufstellen müssen.«
Auch wenn beispielsweise Versmold in den vergangenen drei Jahren zu den Gewinnern in puncto Arbeitsplatzentwicklung gehörte: Im verarbeitenden Gewerbe, in dem in Versmold knapp 2400 Menschen beschäftigt sind (Stand 2003), seien massive Arbeitsplatzverluste zu befürchten. »Diesen Trend werden wir nicht ändern können. Der Globalisierungstrend wird weiter zunehmen. Dem müssen wir etwas entgegensetzen.«
Konzepte hat Albrecht Pförtner hierfür: Die Firmen benötigen Hilfe bei der Internationalisierung, der Exportorientierung. »Es geht darum, viele gute Angebote an die Unternehmen heranzutragen«, verweist der Wirtschaftsförderer auf mehr Sprachkompetenz für Mitarbeiter, den Aufbau von Betriebsstrukturen in der ganzen Welt. »Daran führt kein Weg vorbei. Der westeuropäische Markt ist gesättigt«, sieht Pförtner die Wachstumsmöglichkeiten außerhalb von Deutschland und seinen Nachbarländern.
Existenzgründer in den Kreis holen, die Arbeitsplätze schaffen, ist ein weiteres Ziel der geplanten GmbH: »Wir brauchen den Maschinenbau-Ingenieur, wir brauchen die Diplom-Designerin, die wir mit goldenen Handschuhen anfassen, damit sie sich hier wohl fühlen und niederlassen.« Ein »extrem schwieriges Feld«, in dem die GmbH die Hilfe der IHK Bielefeld vermitteln könnte, ist das Thema EU-Förderung. »Die Antragstellung ist häufig aufwändiger als das, was dabei herauskommt«, wünscht sich Pförtner eine EU-Kontaktstelle. »Andere Kreise machen es uns vor.« Ein schwieriger Prozess, den die GmbH auch vorantreiben möchte, ist der Austausch zwischen Hochschulen und Wirtschaft.
Wichtig ist aus Sicht Pförtners die Bestandspflege - und dass in Sachen Wirtschaftsförderung Kommunen und Kreis nicht länger ihr eigenes Süppchen kochen. »Wir können mit dem Gemuckel zwischen Kreis und Städten nicht mehr weiter machen. Wir müssen uns stärker verzahnen - und wir brauchen das Know-how der Wirtschaft.«

Artikel vom 01.06.2005