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Poststelle geschlossen

»Überlebenspaket« als Dankeschön an Renate Weber

Stemwede-Oppenwehe (sp). Ein letztes Paket nahm Renate Weber noch entgegen. Für die Leiterin der Poststelle war es ein Überlebenspaket. Zusammengestellt vom der Initiative »WIR in Oppenwehe«. »Ein symbolisches Geschenk als Dankeschön für die geleistete Arbeit«, sagte Dietmar Meier, Ratsmitglied und stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Stemwede. Mit großem Unmut kamen gestern etwa 40 Bürger zur Poststelle, die die Deutsche Post AG aufgegeben hat und die ab die heute geschlossen ist.

Nur ein kleiner handgeschriebener Hinweis am Eingang des Getränkemarktes deutet darauf hin, dass die beliebte Poststelle geschlossen ist. Wenn die Oppenweher Bürger nun ein Paket abgeben wollen, müssen sie einen weiten Weg auf sich nehmen. Die nächste Poststelle befindet sich in Wehdem. »Die Ortschaft Oppenwehe hat in etwa 2 300 Einwohner und gerade ältere Menschen sind auf ihre Postagentur angewiesen«, heißt es in einer von Dietmar Meier unterschriebenen Erklärung.
Der zuständige Gebietsleiter für die Postagentur löste gerade mit Renate Weber die Filiale auf, als die verärgerten Bürger kamen. So konnte er gleich einige Postfachschlüssel in Empfang nehmen. »In Zukunft werde ich versuchen, die Deutsche Post zu umgehen«, sagte ein zorniger Bürger. Noch ist unklar, wie es weiter gehen soll. Ein mobiler Postdienst ist vorgesehen. Doch wie der funktionieren soll, weiß offensichtlich noch niemand so richtig. »Noch nicht einmal der Postbote kann Auskunft darüber geben«, meinte Meier. »Wir sind besonders enttäuscht darüber, dass Informationen über die Schließung nur durch Dritte zu bekommen waren. Insgesamt ist das Verhalten der Verantwortlichen als selbstherrlich und arrogant zu bezeichnen«, so Dietmar Meier.
Die Schließung der Postagentur würde den Willen der Bevölkerung missachten, man entziehe sich der Gesamtverantwortung. »Man kann sich auch nicht einfach hinter den Verordnungen verstecken, die im ländlichen Raum eine Poststelle für Orte vorsehen, die mindestens 2000 Einwohner haben.« So werde der Infrastruktur erheblicher Schaden zugefügt, der durch die derzeitige Monopolstellung der Post nicht aufgefangen werde.
Die Bemühungen um den Erhalt der Poststelle in Oppenwehe wurden bislang alle missachtet oder sind gescheitert. Das Aus für den beliebten Post-Schalter im Getränkemarkt scheint unabwendbar.

Artikel vom 01.06.2005